Technologie

Terminator-Roboter soll Seestern-Plage aufhalten

Lesezeit: 3 min
15.09.2015 11:43
An der Queensland University of Technology wird ein neuartiger Killerroboter entwickelt, der die Seestern-Plage im Great Barrier Reef unter Kontrolle bringen soll. Der Roboter wird nach seiner Testphase autonom Dornenkrallenseesterne identifizieren und töten können. So arbeitet er in Zukunft mit den bisher eingesetzten Tauchern zusammen.
Terminator-Roboter soll Seestern-Plage aufhalten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das Great Barrier Reef ist gefährdet. Die Nachricht ist zwar nicht neu, dennoch ist das Korrallensterben ein wichtiges Anliegen und ein großes Problem für das rund 2.000 km lange australische Riff. Forscher des Australischen Instituts für Meereskunde stellten bereits 2012 fest, dass seit 1985 die Korallenpopulation um etwa die Hälfte zurückging.

Das größte Problem stellen Zyklone dar – auf ihr Konto gehen den Forschern der Studie zufolge bis zu 48 Prozent der Schäden. Die gigantischen Wirbelstürme verursachen häufig riesige Wellen, die Teile des empfindlichen Riffs und damit auch die Korallen, einfach unter sich niederwalzen. Die Stürme treten auch aufgrund der Erderwärmung gehäuft auf.

Als zweithäufigstes Problem benennen die Australier mit 42 Prozent der Schäden die Dornenkronenseesterne. Weitere 10 Prozent macht die sogenannte Korallenbleiche aus, die durch erhöhte Wassertemperaturen auftritt. Sie wird also ebenfalls durch die Erderwärmung verursacht. Zumindest gegen die Dornenkronenseesterne lässt sich kurzfristig etwas tun.

Diese Seesterne treten alle paar Jahre vermehrt auf und verschwinden dann wieder. Ein Massenaufkommen der Tiere führt in betroffenen Regionen zu einem Verlust von 40-90 Prozent des Korallengewebes. Seit den 1950er-Jahren lässt sich ein Trend in Richtung häufigerer und verheerender Plagen beobachten.

Im Great Barrier Reef werden bislang zur Bekämpfung der Dornenkronenseesterne Taucher eingesetzt. Bis 2013 wurde zu diesem Zweck das Gift Natriumbisulfit in jeden Arm eines Seesterns injiziert. Ein einzelner Arm könnte sich erholen, deshalb ging man auf Nummer sicher. Bei einem 40-minütigen Tauchgang schafften einzelne Taucher auf diese Art und Weise 70 Tiere zu eliminieren. Bis zu 10.000 Exemplare ließen sich so pro Tag töten. Das reichte allerdings nicht aus.

Es klingt unglaublich, aber maximal 50 Millionen Nachkommen kann ein einzelnes Exemplar im Jahr hervorbringen. Aus diesem Grund machten sich Forscher auf den Weg nach einer effizienteren Lösung. Mittlerweile wurde ein Gift gefunden, bei dem eine Injektion in den „Bizeps“ eines einzigen Arms ausreicht. So ließ sich die Anzahl der getöteten Seesterne pro Tauchgang mehr als vervierfachen.

Der Meeresbiologe Jairo Rivera-Posada suchte nach einem noch schnelleren Weg die Dornenkronen zu besiegen. Er fand eine Bakterienart der Gattung Vibrio, die sich, in den Seestern injiziert, gut von ihm ernähren und vermehren konnte. Das Immunsystem der Seesterne wurde durch die Bakteriendichte überfordert. In der Folge zerfielen die Stachelhäuter und gingen zugrunde.

Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass ein einzelner kranker Dornenkronenseestern bis zu 500 seiner Artgenossen mit dem Bakterium infizieren konnte. Die Wissenschaftler hofften, ein Mittel gefunden zu haben, die Dornenkronenseestern-Plagen effektiv bekämpfen zu können.

Allerdings stellte sich schnell die Frage, ob die Verbreitung krankmachender Bakterien in einem so sensiblen Lebensraum wie einem Korallenriff wirklich eine gute Idee ist. Hier könnten mehr Schäden verursacht als verhindert werden. Diese großen Zweifel verhinderten eine Bekämpfung der Seestern-Plage glücklicherweise, denn die Folgen waren nicht absehbar. Leider musste man so auch eine Möglichkeit der effektiven Bekämpfung der Dornenkronen verwerfen.

Die Suche nach einer anderen Lösung wurde wieder aufgenommen und Wissenschaftler der Queensland University of Technology in Australien haben eine Antwort parat: Der „COTSbot“. Der Name setzt sich zusammen aus der Abkürzung „COTS“ und dem englischen Wort bot, als verkürzte Form von robot, die Bezeichnung für Roboter. „COTS“ steht für „Crown-of-thorns starfish“ - den Dornenkronenseestern.

Der COTSbot ist ein speziell auf das Auffinden und Neutralisieren der Seestern-Bedrohung ausgerichteter Untersee-Roboter. „Menschliche Taucher erledigen einen unglaublichen Job, wenn sie betroffene Gebiete von Dornenkronen befreien. Es gibt allerdings nicht genug Taucher, um alle Seestern-Hotspots im Great Barrier Reef abzudecken“, so Matthew Dunbabin vom Institut für zukünftige Umgebungen in einem Pressebericht.

Der Roboter wäre ein idealer Helfer für die menschlichen Taucher. Tritt eine Plage auf, so soll der Roboter als erster Arbeiter vor Ort sein und den größten Teil an Dornenkrallenseesternen töten. Wenige Tage später könnten dann einige Taucher folgen und die übrigen Seesterne zur Strecke bringen – so zumindest die Vorstellung der Wissenschaftler aus Queensland, berichtet Sciencealert.

Der Roboter arbeitet bis zu acht Stunden am Stück und hat 200 tödliche Ladungen Gallensäuren an Bord, die in Richtung des Seesterns abgegeben werden sollen. Er identifiziert die Seesterne per Kamera, ist er sich nicht sicher, so lässt der Roboter einen Seesternfund per Foto von einem Taucher bestätigen – auf diese Weise wird verhindert, dass unschuldige Tiere geschädigt werden.

Die ersten Tests beginnen im Dezember dieses Jahres, zu Beginn muss allerdings noch jeder Seestern von einem Menschen bestätigt werden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...