An der Frankfurter Börse ist der Kurs des Dax am Donnerstag um bis zu 1,8 Prozent auf ein neues 14-Jahres-Tief gesunken. Derzeit liegt der Leitindex mit rund 1,1 Prozent im Minus. „Da sich die Notenbank im Dezember zu einem minimalen Zinsschritt durchringen konnte, schwinden Erwartungen an einen Zinserhöhungszyklus dramatisch“, erklärte Analyst Moritz Westerheide von der Bremer Landesbank. Zudem verunsicherte die Anleger schwächere Dollarkurs.
Zur Dollar-Schwäche trugen auch Aussagen des New Yorker Fed-Chefs William Dudley bei. Er hatte in einem Interview davor gewarnt, dass die Abkühlung der Weltkonjunktur und die Dollar-Stärke gravierende Folgen für die US-Wirtschaft haben könnten. Derweil fiel auch die US-Produktivität im vierten Quartal 2015 sehr viel schwächer als erwartet aus. Wegen des hohen Wechselkurses hat die US-Industrie seit Monaten Probleme auf den Weltmärkten, wo ihre Produkte gegenüber der Konkurrenz zu teuer sind. Umgekehrt haben europäischen Exporteure im vergangenen Jahr von dem schwachen Euro profitiert, was wiederum die Wirtschaft in der Euro-Zone stützte.
Die US-Futures signalisierten vor dem Handelsbeginn in New York fallende Kurse an der Wall Street. Doch dürfte dort die Volatilität an den Ölmärkten die Anleger beschäftigen. Nordseeöl der Sorte Brent und US-Leichtöl der Marke WTI verloren bis zum Nachmittag in der Spitze 2,5 und 1,9 Prozent auf 34,15 und 31,68 Dollar je Barrel (159 Liter), holten dann aber wieder auf.
Im Dax führten Aktien von Münchner Rück mit einem Plus von 4,2 Prozent die Gewinnerliste an. Trotz sinkender Gewinne erhöhte der weltgrößte Rückversicherer seine Dividende auf ein Rekordniveau von 8,25 Euro. Zudem kündigte er ein Aktienrückkaufprogramm an. Dagegen schlug Daimler bei der Bilanzvorstellung leisere Töne an und begründete dies unter anderem mit der schwindenden Unterstützung durch den Euro-Wechselkurs. Aktien des Automobilherstellers rutschten um 5,5 Prozent auf ein 15-Monats-Tief von 59,54 Euro.
Leicht erholt von ihrem Kurssturz vom Vortag zeigte sich die Aktie der Deutschen Bank, welche mit rund einem Prozent zu den größten Gewinnern zählten. Allerdings haben die Titel seit Jahresbeginn im Sog eines Rekordverlustes schon über 30 Prozent verloren. Zudem machen sich immer mehr Anleihe-Gläubiger hybrider Anleihen der Deutschen Bank („CoCo-Bonds“) Sorgen. Sie fürchten, dass die Bank nicht mehr genügend ausschüttungsfähige Mittel haben könnte, um den Zinskupon zu zahlen, weswegen die Kurse für CoCo-Bonds der Deutschen Bank am Donnerstag abrutschten. Unter Druck gerieten auch die Aktien der Credit Suisse nach dem höchsten gemeldeten Verlust seit 2008. Die Titel des Schweizer Geldhauses sanken um 13,2 Prozent auf 14,35 Franken ab – den niedrigsten Stand seit September 1992.