Politik

Tausende Russen gedenken des ermordeten Politikers Nemzow

Lesezeit: 1 min
27.02.2016 16:47
In Moskau und in St. Petersburg haben tausende Teilnehmer bei einer Demo des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow gedacht. Sie protestierten auch gegen die schlechte Wirtschaftslage und die Politik der Regierung.
Tausende Russen gedenken des ermordeten Politikers Nemzow

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die AFP berichtet:

Im Gedenken an den vor einem Jahr ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow sind am Samstag in Russland tausende Menschen auf die Straße gegangen. An dem Gedenkmarsch in der Hauptstadt Moskau nahmen nach einer Schätzung von Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP 20.000 Menschen teil, die Behörden sprachen von 7500 Teilnehmern. In St. Petersburg gedachten nach einer Schätzung von AFP 4000 Menschen des Oppositionspolitikers.

Einige Teilnehmer des Gedenkmarschs in Moskau trugen russische Flaggen, andere trugen Trauerflor, Plakate, Blumen oder Porträts des Verstorbenen.

Manche riefen "Russland wird frei sein" und "Russland ohne Putin". Viele der Teilnehmer äußerten ihren Unmut über eine zunehmend aggressive Stimmung in Russland sowie über wirtschaftiche Probleme und die Einschränkung von Bürgerrechten. Am Tatort wurden Blumen niedergelegt. In anderen russischen Orten gab es kleinere Gedenkveranstaltungen.

Der 55-jährige Nemzow war am 27. Februar 2015 auf offener Straße ermordet worden, als er mit seiner Freundin über eine Brücke in Sichtweite des Kreml ging. Der ehemalige Vize-Ministerpräsident unter Präsident Boris Jelzin war mit seiner Oppositionsbewegung Parnas einer der prominentesten Widersacher von Staatschef Wladimir Putin.

Putin hatte eine umfassende Aufklärung des Mordes angekündigt. Fünf Tschetschenen wurden als Tatverdächtige festgenommen. Sie wurden wegen Mordes angeklagt und warten derzeit auf ihren Prozess. Die Verdächtigen bestreiten, den Mord begangen zu haben, und behaupten, die Tat unter Folter gestanden zu haben. Ende Dezember erklärten die russischen Behörden, sie suchten nach einem aus Tschetschenien stammenden Russen, der einer der Geldgeber und Organisatoren des Verbrechens gewesen sei.

Nemzows Angehörige und Unterstützer vermuten, dass der Mord von höchster Stelle geplant worden war und verlangen, dass die Auftraggeber vor Gericht gestellt werden. Sie gehen davon aus, dass der Moskau-treue Tschetschenenpräsident Ramsan Kadyrow und der Kreml selbst hinter der Tat stecken.

Nemzows Tochter Schanna Nemzowa bekräftigte den Vorwurf. "Putin mache ich politisch für das Attentat verantwortlich", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. "Zum einen, weil der Mord überhaupt passieren konnte, noch dazu an einem der wohl am besten gesicherten Plätze der Welt."

Zudem habe Putin ihren Vater "mit seiner Propaganda-Maschine öffentlich massiv unter Druck gesetzt", und drittens habe er die Ermittlungen zur Chefsache gemacht. Die Festnahme der Tschetschenen solle "nur ablenken von Figuren mit wesentlich höherem Rang in Tschetschenien", sagte die in Deutschland lebende Journalistin.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...