Politik

Pleite-Gefahr in Österreich: Heta-Gläubiger lehnen Angebot von Kärnten ab

Lesezeit: 2 min
11.03.2016 20:46
Mit Kärnten droht erstmals einem österreichischen Bundesland die Pleite. Eine große Gläubigergruppe lehnte am Freitag den vorgeschlagenen Schuldenschnitt ab. Jetzt muss das Land entweder in die Insolvenz oder alles bezahlen. Viel Raum zum Pokern gibt es nicht.
Pleite-Gefahr in Österreich: Heta-Gläubiger lehnen Angebot von Kärnten ab
Kärnten hat viele Schönheiten zu bieten, doch nun muss das Land seine Gläubiger befriedigen. (Foto: Wein in Kärnten)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wichtige Gläubiger der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria und deren Bad Bank Heta haben dem klammen Bundesland Kärnten einen Schuldenschnitt versagt. "Wir haben das Angebot nicht angenommen", sagte ein Sprecher der Gläubigergruppe, zu der unter anderem die Commerzbank und die HSH Nordbank gehören, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Die Gruppe hält Anleihen im Wert von mehr als fünf Milliarden Euro.

Das Bundesland Kärnten hatte seinen Gläubigern angeboten, für elf Milliarden Euro Anleihen zurückzukaufen, die von der inzwischen abgewickelten HGGA ausgegeben wurden und wollte 75 Prozent des Nennwertes zahlen. Mehrere Gläubiger, darunter die Commerzbank und die französisch-belgische Dexia-Gruppe, hatten allerdings schon zuvor erklärt, auf die Rückzahlungen ihrer Anleihen zu bestehen und dies notfalls vor Gericht durchzusetzen.

Eine Ablehnung des Schuldenschnitts könnte für das nur 500.000 Einwohner zählende Bundesland Kärnten den Bankrott bedeuten, zumal es bereits Schulden in Höhe von 4,8 Milliarden Euro schultern muss. Allerdings stellt sich für die Gläubiger das Problem, dass die Verwertbarkeit der Assets des Landes durch Landesgesetze beschränkt sind (interessante juristische Argumentationen dazu in einer Diskussion der Kleinen Zeitung).

Die HGAA war unter dem 2008 verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider in den Balkan-Ländern sowie in Deutschland und Italien über Beteiligungen und riskante Investment-Geschäfte expandiert. Die Bilanz vervierfachte sich auf rund 40 Milliarden Euro. Abgesichert war die Expansion über Garantien des österreichischen Bundeslands.

2007 war eine Mehrheitsbeteiligung der HGAA an die bayerische Landesbank BayernLB verkauft worden. In der Finanzkrise 2009 übernahm Österreich die HGAA komplett für den symbolischen Preis von vier Euro und verstaatlichte sie.

Kärnten will das Ergebnis offiziell erst zu Wochenbeginn bekannt geben. Für Montagnachmittag wurde eine außerordentliche Regierungssitzung mit anschließender Pressekonferenz angekündigt. Erst dann werde das Ergebnis kommentiert, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. "Wie auch immer: Abgerechnet wird zum Schluss", sagte der Politiker.

Auch Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling will der offiziellen Ergebnisbekanntgabe nicht vorgreifen. "Wir wissen voraussichtlich im Laufe des Montags, wie es um die Annahme des Angebots bestellt ist", sagte er. Falls es tatsächlich zu einer Nichtannahme käme, passiert seiner Ansicht nach "grundsätzlich einmal gar nichts". Der nächste Schritt sei der Schuldenschnitt durch die Finanzmarktaufsicht (FMA).

Kärnten hat den Heta-Gläubigern angeboten, ihre zu 100 Prozent garantierten Papiere zu 75 Prozent zurückzukaufen. Insgesamt wurden 7,8 Milliarden Euro geboten. Da das Land Haftung von rund elf Milliarden Euro übernommen hatte, müssten die Gläubiger auf rund drei Milliarden Euro verzichten. Einige Investoren haben die Offerte von Anfang an abgelehnt und sich auch durch ein zusätzliches "Zuckerl" des Finanzministers nicht umstimmen lassen. Schelling wollte den Gläubigern das Angebot doch noch schmackhaft machen, indem er ihnen einen Tausch in eine 18-jährige Null-Kupon-Bundesanleihe angeboten hat, wenn sie ihre Papiere zu dem gebotenen Abschlag abgeben. Aber auch das war aber vielen Gläubigern noch zu wenig. Sie pochen auf eine vollständige Rückzahlung ihrer Forderungen.

Der Schuldenschnitt bei der Heta durch die FMA ist noch vor Ablauf des Moratoriums für Heta-Anleihen Ende Mai geplant. Bis dahin sind alle Tilgungen und Zinszahlungen auf Heta-Bonds ausgesetzt. Welche Quote die FMA festlegt, ist offen. Sobald der Schuldenschnitt angeordnet ist, ist mit Klagen der Investoren zu rechnen. Kärnten droht dann laut Finanzminister Schelling die Pleite. Experten rechnen mit jahrelangen Rechtsstreitigkeiten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder Baerbock und Nauseda intensivieren...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...