Politik

Bayern lehnt Öffnung der Grenzen zu Österreich ab

Lesezeit: 2 min
06.04.2016 16:48
Bayern ist erzürnt über die Ankündigung der Bundesregierung, die Grenzen zu Österreich wieder zu öffnen. Horst Seehofer hält die Öffnung für sicherheitspolitisch falsch und kritisiert den „selbstherrlichen Führungsstil“ der Bundesregierung.
Bayern lehnt Öffnung der Grenzen zu Österreich ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die CSU lehnt ein baldiges Ende der Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze ab. „Jetzt von einem Ende der Grenzkontrollen zu reden, ist das völlig falsche Signal“, sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der Rheinischen Post. Er bezog sich dabei auf entsprechende Überlegungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Heftiger äußerte sich CSU-Chef Horst Seehofer: „Wir sind als hauptbetroffenes Land nicht beteiligt und nicht informiert worden. Das ist ein selbstherrlicher Regierungsstil“, sagte Seehofer der Mittelbayerischen Zeitung. Ein Ende der Grenzkontrollen wäre auch unter sicherheitspolitischen Gesichtspunkten falsch, fügte er mit Blick auf „kriminelle und terroristische Gefahren“ hinzu.

De Maizière hatte am Dienstagabend im Österreichischen Rundfunk (ORF) gesagt, wenn die Flüchtlingszahlen „so niedrig bleiben, würden wir über den 12. Mai hinaus keine Verlängerung der Grenzkontrollen durchführen“. Schon jetzt würden die Kontrollen an den Grenzen zu Österreich „heruntergefahren“ und Polizisten abgezogen, sagte der Bundesinnenminister weiter.

Die Kontrollen waren im September wegen des großen Andrangs von Flüchtlingen vorübergehend wieder eingeführt worden. Die Zahl der ankommenden Schutzsuchenden war zuletzt wegen der Abriegelung der sogenannten Balkanroute aber deutlich zurückgegangen.

De Maizière sagte dazu im ORF, diese Fluchtroute sei „erledigt“ und solle auch „erledigt bleiben“. Es gehe nun darum, nach vorn zu schauen und das zwischen der EU und der Türkei ausgehandelte Flüchtlingsabkommen umzusetzen sowie die Entstehung von „Ausweichrouten“ über Italien oder Bulgarien zu verhindern.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums hob allerdings am Mittwoch in Berlin hervor, ein Ende der Grenzkontrollen sei „an Voraussetzungen geknüpft“. Es sei falsch, jetzt schon davon auszugehen, dass es nach Auslaufen der jetzigen Regelung am 12. Mai keine Kontrollen mehr geben werde. Es müsse abgewartet werden, wie sich der Zuzug von Flüchtlingen weiter entwickle.

Zur Zahl der derzeit noch an den Grenzen zu Österreich eingesetzten Bundespolizisten wollte sich das Innenministerium nicht äußern. Ohnehin sei deren Zahl aber „immer lageangepasst“ gewesen, sagte der Sprecher. Dies bedeute auch, dass derzeit bereits weniger Beamte im Einsatz seien, als in der Hochphase des Flüchtlingszuzugs. Es bleibe das Ziel, dass im Inneren des Schengen-Raums keine Grenzkontrollen notwendig seien. Allerdings müsse dafür „der Schutz der Außengrenzen stabil funktionieren“.

Positiv zu einer Einstellung der Kontrollen äußerten sich die Grünen sowie Politiker der SPD und der CDU. „Die Rücknahme der Grenzkontrollen ist mehr als überfällig“, erklärte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in Berlin.

Ohnehin seien damit keine Probleme gelöst, sondern „lediglich an die EU-Außengrenzen und in die Türkei verschoben worden“.

Auch der Passauer SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Flisek sagte der Welt, die Kontrollen auf der Autobahn sollten „besser heute als erst im Mai beendet werden“. „Es ist gut, wenn die Grenzen wieder offen sind“, sagte auch CDU-Vize Armin Laschet dem bayerischen Rundfunk. Ohnehin komme nach Deutschland „so gut wie überhaupt niemand mehr“.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...