Politik

Frankreich: Regierung rechnet mit dem Scheitern von TTIP

Lesezeit: 2 min
03.05.2016 18:34
Die französische Regierung geht auf Distanz zu TTIP: Beim derzeitigen Stand der Verhandlungen sei ein Scheitern des Abkommens zu erwarten, sagte Staatssekretär Fekl. Präsident Hollande beharrt auf französischen Grundprinzipien. Hollandes Chancen auf eine erneute Kandidatur dürften mit dem TTIP gegen Null sinken. Aktuell führt Marine Le Pen in den Umfragen. Der Front National lehnt das TTIP ab. Angela Merkel kämpft dagegen für das Abkommen.
Frankreich: Regierung rechnet mit dem Scheitern von TTIP

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Enthüllungen über das Tauziehen zwischen Europa und den USA um das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP geben den Vorbehalten gegenüber dem Vertrag Auftrieb. Frankreichs Präsident François Hollande drohte am Dienstag erneut mit einer Ablehnung des Handelsabkommens. In der EU-Kommission wuchsen einem Zeitungsbericht zufolge die Bedenken, ob das Abkommen überhaupt noch geschlossen werden kann.

Nach jetzigem Stand der Verhandlungen würde Frankreich "Nein" zu dem geplanten Abkommen sagen, betonte Hollande. "Wir sind nicht für Freihandel ohne Regeln." Frankreich werde "niemals akzeptieren, dass die Grundprinzipien für unsere Landwirtschaft, unsere Kultur, für die Gegenseitigkeit beim Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen in Frage gestellt werden".

Der für TTIP zuständige französische Außenhandelsstaatssekretär Matthias Fekl sagte dem Radiosender Europe 1, ein Stopp der Gespräche scheine derzeit "die wahrscheinlichste Option" zu sein. Grund sei "die derzeitige Einstellung der USA". "Europa schlägt viel vor und bekommt im Gegenzug kaum etwas", beklagte Fekl.

Ein EU-Vertreter sagte der Süddeutschen Zeitung, die US-Regierung bewege sich bisher zu wenig, damit dieses Jahr ein Abschluss gelingen könne. Nach der Pause, die bis Ende 2017 durch die Wahlen erst in den USA und dann in Frankreich und Deutschland entstehe, werde eine Wiederbelebung der Verhandlungen schwierig. Die nationalen Parlamente müssen dem Abkommen am Ende wahrscheinlich zustimmen.

Obwohl bereits seit drei Jahren verhandelt werde, "stehen immer noch die Maximalpositionen gegenüber", beklagte der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD). Es gebe noch eine Reihe ungelöster Fragen, so dass es in diesem Jahr nicht mehr möglich sei, "ein vernünftiges Ergebnis" zu erzielen." Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber sagte dem "Straubinger Tagblatt", mit dem Europaparlament werde es keine Absenkung der Verbraucherstandards geben.

Kritiker befürchten, dass mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen Standards im Verbraucher- und Umweltschutz gesenkt werden und Gentechnik in Europa Einzug hält. Befürworter erhoffen sich dagegen einen enormen Schub für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks, indem Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut werden.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warnte vor einem Scheitern der Verhandlungen. "TTIP ist auf absehbare Zeit die wohl letzte große Chance, den Welthandel im transatlantischen Interesse mitzugestalten", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Bei einem Scheitern würden andere die Spielregeln für den globalen Handel des 21. Jahrhunderts festlegen. "Ich glaube kaum, dass dann weltweite Standards entstehen, die wir uns hierzulande wünschen."

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, schrieb in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung, für Deutschland sei das Abkommen wichtig, weil fast jeder vierte Arbeitsplatz am Export hänge.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte am Montag mehrere Geheimdokumente ins Internet gestellt, in denen die gegensätzlichen Verhandlungspositionen der USA und Europas zu erkennen sind. Greenpeace beklagte, die USA wollten europäische Schutzstandards auflösen. Die Verhandlungen müssten abgebrochen werden.

Die EU-Kommission und auch die Bundesregierung betonten hingegen, die Texte gäben nur Verhandlungspositionen wieder. Bestimmte Standards stünden in den Gesprächen keinesfalls zur Disposition.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...