Die chinesischen Exporte sind im Juni wegen der schwachen weltweiten Nachfrage überraschend stark gefallen. Sie schrumpften um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, gab die Zollbehörde am Mittwoch in Peking bekannt. Von Reuters befragte Analysten hatten lediglich ein Minus von 4,1 Prozent erwartet. Die Importe fielen im Juni sogar um 8,4 Prozent. Hier hatten Experten ein Minus von fünf Prozent prognostiziert.
„Chinas Handelsituation bleibt in diesem Jahr düster und komplex“, sagte Behördensprecher Huang Songping. „Der Abwärtsdruck ist immer noch recht hoch.“ Die Weltwirtschaft sei vielen Unsicherheiten ausgesetzt. „Dazu gehören der Brexit, die Erwartungen einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank, die schwankenden Finanzmärkte, die geopolitische Situation und die Terrorgefahr“, sagte Huang. „Das alles wird weltweit das Vertrauen von Verbrauchern und Investoren beeinträchtigen und den internationalen Handel dämpfen.“
Die Handelsdaten sind ein Signal dafür, dass Chinas Volkswirtschaft im zweiten Quartal weiter an Schwung verloren haben könnte. Experten rechnen für April bis Juni mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 6,6 Prozent. Zu Jahresbeginn waren es 6,7 Prozent. Die offiziellen Daten werden an diesem Freitag veröffentlicht.
Der Abschwung in China ist als Symptom einer sich anbahnenden Krise der Weltwirtschaft zu deuten. Den chinesischen Exporten und Importen kommt dabei eine entscheidende Funktion zur Lagebestimmung des Welthandels zu, weil China der weltgrößte Produzent ist. Der internationale Seehandel hat sich in den vergangenen Monaten bereits merklich abgekühlt. Zahlreiche Organisationen haben inzwischen auf die reelle Gefahr einer Rezession hingewiesen.