Finanzen

Öl-Preis unter Druck: Nigeria und Libyen kehren auf den Markt zurück

Lesezeit: 1 min
16.09.2016 00:43
Nigeria und Libyen werden nach Unterbrechungen in der Förderung bald auf den Ölmarkt zurückkehren. Dies könnte zu einer Verdreifachung des globalen Überangebots führen. Ein Anstieg der Preise über die Schwelle von 50 Dollar rückt in immer weitere Ferne.
Öl-Preis unter Druck: Nigeria und Libyen kehren auf den Markt zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In den kommenden Tagen werden Nigeria und Libyen ihre Erdöl-Produktion nach wochenlangen Beeinträchtigungen wieder deutlich hochfahren. In Nigeria hatten Milizen in den vergangenen Monaten Pipelines und Ölförderanlagen im Nigerdelta angegriffen – die Produktion wurde daraufhin strak gedrosselt. Inzwischen scheinen die Milizen aber für Verhandlungen mit der Regierung und den Ölkonzernen bereit zu sein. Die international anerkannte Regierung in Libyen hat unterdessen Öl-Exporte aus den Häfen Ras Lanuf, Es Sider und Zueitina zugelassen, welche aufgrund des herrschenden Bürgerkriegs geschlossen gewesen waren.

Beobachter schätzen, dass die Erdöl-Ausfuhren Libyens dadurch um bis zu 300.000 Barrel (159 Liter) pro Tag steigen könnten, berichtet Bloomberg. In Nigeria wird Exxon Mobile offenbar den Export der Ölsorte Qua Iboe wieder aufnehmen, von der im vergangenen Jahr bis zu 340.000 Barrel täglich geliefert worden waren. Zudem wird Royal Dutch Shell Berichten zufolge in Kürze mit der Förderung von bis zu 200.000 Barrel beginnen.

Bis zu 800.000 zusätzliche Barrel Rohöl könnten somit zusätzlich auf den Weltmarkt gelangen – das derzeitige Überangebot von etwa 400.000 Barrel täglich würde dadurch verdreifacht. Selbst wenn die Neuzugänge weit geringer ausfallen, käme es zu einer Zementierung des Überangebots und damit zu einem anhaltenden Druck auf die Notierungen.

„Wenn sie Neuanfänge in Nigeria und Libyen haben, wird der Ausgleich von Angebot und Nachfrage in noch weitere Ferne rücken. Es verkompliziert die Dinge vor dem Treffen in Algiers sehr“, wird ein Analyst von Bloomberg zitiert.

Hinzu kommt, dass Kasachstan in den kommenden Wochen nach jahrelanger Bauzeit eine der weltweit größten Ölförderanlagen eröffnen dürfte. Auch diese Maßnahme wird das globale Überangebot verstärken. „Im Oktober könnte die Anlage erstmals Öl liefern. Die Partnerfirmen schätzen, dass das Kaschagan-Feld im kommenden Jahr täglich bis zu 370.000 Barrel liefern könnte. Falls dies stimmt, würde das die Ausbalancierung des Ölmarktes weiter verschieben“, schreibt oilprice.com.

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) geht davon aus, dass nicht der Organisation angehörende Produzenten im nächsten Jahr mehr Öl fördern werden als bislang angenommen. Einer der Gründe dafür sei, dass das Angebot an Schieferöl in den USA nicht in dem Maße zurückgehe wie bislang angenommen. Gleichzeitig rechnet die Opec 2017 für ihre Mitgliedsländer mit einer geringeren Nachfrage nach dem Rohstoff. Die Ölschwemme auf den Weltmärkten wird sich auch nach Ansicht der Internationalen Energiebehörde IEA bis weit ins nächste Jahr hinziehen. Das Angebot werde weiterhin die Nachfrage übersteigen, zumindest bis in das erste Halbjahr 2017.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...