Die Schulden der chinesischen Unternehmen wachsen seit einiger Zeit schneller als die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes. Derzeit liegen die Verpflichtungen rund 30 Prozent über der langjährigen Durchschnittsrelation zwischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Schulden. Wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einem Bericht schreibt, kündigen Werte über 10 Prozent erfahrungsgemäß eine Bankenkrise in den folgenden drei Jahren an.
„Obwohl es schwierig ist, die ‚exzessive Verschuldung‘ genau zu quantifizieren, wird diese von der Lücke zwischen Schulden und BIP gut illustriert. Es ist wichtig zu betonen, dass große Lücken in der Vergangenheit ein verlässlicher Frühindikator für Bankenkrisen oder schwere Verwerfungen waren“, heißt es in dem Bericht.
Die Gesamtschulden des Staates und des privaten Sektors liegen mit rund 27 Billionen Dollar derzeit bei etwa 255 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, berichtet die Financial Times. Dieser Wert ist vergleichsweise niedrig – in der Eurozone sind es 271 Prozent, in Großbritannien 266 Prozent, in Japan fast 400 Prozent und in allen Industrieländern im Schnitt 279 Prozent. Sorgen mache Beobachtern jedoch die Geschwindigkeit, mit der die Schulden in China wachsen. Im Jahr 2008 waren es auf das BIP bezogen „nur“ 147 Prozent.
Die hohe Verschuldung der Unternehmen beunruhigt inzwischen auch die chinesische Bankenaufsicht. Sie drängt Banken dazu, sich untereinander besser über ausfallgefährdete Schuldner zu verständigen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, berichtete Caixin am Freitag.
Die Komitees sollten mindestens drei Gläubigerbanken umfassen und Verhandlungen mit den Schuldnerfirmen führen, um einen tragfähigen Rückzahlungsplan zu entwickeln. In der Provinz Henan gibt es diese Komitees bereits – sie umfassen dort 125 Banken, welche die Schuldentragfähigkeit von über 500 Unternehmen untersuchen. Der Umfang der betreffenden Schulden beträgt demnach über 120 Milliarden Euro und entspricht fast 50 Prozent aller Unternehmensschulden in der Provinz.