Politik

Türkei: Sturm auf Mossul wird Hunderttausende in die Flucht treiben

Lesezeit: 1 min
13.10.2016 19:19
Im Irak könnte die Erstürmung der IS-Hochburg Mossul durch die USA zu einer neuen Welle der Vertreibung führen, fürchtet die Türkei. Hunderttausende Flüchtlinge würden sich auf die Flucht machen - mit Folgen für die ganze Region. Auch Deutschland könnte am Ende betroffen sein.
Türkei: Sturm auf Mossul wird Hunderttausende in die Flucht treiben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Türkei hat sich besorgt gezeigt, dass die geplante Offensive auf die irakische IS-Hochburg Mossul Hunderttausende Menschen zur Flucht zwingen könnte. Sollten bei dem Einsatz der irakischen Einheiten mit Unterstützung der US-Luftwaffe Fehler unterlaufen, müsse mit einem Flüchtlingsansturm gerechnet werden, warnte der Sprecher des türkischen Präsidialamts, Ibrahim Kalin, am Donnerstag. Dies hätte Konsequenzen nicht nur für den Irak, sondern für die gesamte Region.

Die Flüchtlingsorganisation UNHCR berichtete bereits im August: „Die Flucht- und Vertreibungssituation im Irak droht sich mit den Militäraktionen auf die Stadt Mossul dramatisch zuzuspitzen. (…) Mossul ist die zweitgrößte Stadt im Irak und die humanitären Auswirkungen einer Militäroffensive wären enorm. Bis zu 1,2 Millionen könnten betroffen sein (…) Im Irak herrscht bereits jetzt eine der weltweit größten Flucht- und Vertreibungskrisen. Etwa 3,38 Millionen Menschen sind seit Januar 2014 geflohen, viele von ihnen sind Familien, die mehrfach zur Flucht gezwungen wurden.“

Die Türkei streitet sich mit dem Irak, wer sich an der Eroberung Mossuls beteiligen soll. Kalin kritisierte, dass auch Extremisten der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK aufseiten des Iraks kämpfen. Die Türkei will verhindern, dass kurdische Separatisten in der Region mehr Einfluss erlangen.

Die USA hatten der Türkei angeboten, sich an der Militäraktion zu beteiligen. Doch die Türkei lehnte ab, weil sie unter keinen Umständen mit der kurdischen YPG gemeinsam kämpfen will. Die Amerikaner wollen jedoch die YPG als Partner weiter an Bord haben.

Die Türkei fürchtet jedoch den Ausbruch eines Konflikts zwischen den irakischen Volksgruppen nach der Eroberung von Mossul. Man sei entschlossen dafür zu sorgen, dass sich nicht "Blut und Feuer" in der Region ausbreiteten, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch. Auch Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu, die Zusammensetzung der Bevölkerung in der Stadt sei über Jahrhunderte gewachsen. "Die Menschen würden nicht zulassen, dass man die ethnische Struktur ändert." Die türkischen Soldaten im Nordirak würden dort bleiben, bis die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Mossul vertrieben worden sei.

Die Millionenmetropole Mossul gilt als faktische Hauptstadt des IS im Irak. Wann die lange angekündigte, vom Westen unterstützte Offensive beginnen soll, ist unklar. Die Türkei bildet im Militärlager Baschika unweit von Mossul unter anderem sunnitische Einheiten für den Angriff aus. Auch die Bevölkerung dort besteht überwiegend aus Sunniten. Die von Schiiten beherrschte Regierung in Bagdad will jedoch, dass ihre Truppen die Führung übernehmen. Es wird befürchtet, dass es zu Gewalt oder Racheakten bei der Erstürmung kommen könnte. Im Irak kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...