Länderübergreifende Übernahmen im europäischen Bankensektor liegen nach der Ansicht von ING -Chef Ralph Hamers in weiter Ferne, berichtet Reuters. Dass Kapital und Liquidität nicht über Grenzen hinweg bewegt werden könnten, verhindere Zusammenschlüsse ebenso wie die Unsicherheit über künftige Kapitalvorschriften, sagte der Chef der niederländischen Großbank am Dienstagabend vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).
„Grenzüberschreitende Konsolidierung - da sind wir noch nicht.“ So lange nicht klar sei, was bei der Revision der „Basel-III“-Regeln herauskomme, werde sich niemand bewegen. Die ING mit ihrer deutschen Direktbank-Tochter ING Diba wolle dabei ohnehin keine aktive Rolle spielen: „Unsere Strategie ist organisches Wachstum. Wir brauchen keine Übernahmen.“
Die Debatte über eine Konsolidierung der Branche in Europa schwelt schon lange. Spekuliert wird etwa über eine Fusion der krisengeschüttelten Deutschen Bank mit der ebenfalls schwächelnden Commerzbank oder über Interessenten aus dem Ausland. Hamers sagte, es wäre voreilig, von einer Schwäche der Branche in Deutschland zu sprechen. Die Kapitalausstattung der Banken sei besser als vor der Finanzkrise, und sie hätten zusätzliche Sicherheiten aufgebaut. „Einen Domino-Effekt wie in der Krise werden wir nicht sehen.“ Dennoch schade die Diskussion dem Ansehen aller Banken.
Die ING hatte Anfang Oktober den Abbau von 7000 Stellen und massive Investitionen in das Online-Banking angekündigt. „Digitalisierung ist unser Modell“, bekräftigte Hamers in Frankfurt. Dafür nehme ING in den nächsten fünf Jahren 800 Millionen Euro in die Hand. Die Kunden verlangten einfache, mobile Anwendungen, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen - etwa eine schnelle Prüfung ihrer Kreditwünsche. ING arbeite mit rund 60 Fintech-Unternehmen zusammen, zum Beispiel um neue Produkte zu entwickeln. Anders als viele andere Banken kann die ING in den vergangenen Jahren ein stetiges Kundenwachstum nachweisen. Vor allem die ING-Diba hat es geschafft, als reine Onlinebank ohne Filialnetz Marktanteile zu gewinnen.