Das Unternehmen habe eine Vereinbarung zur Veräußerung des Geschäfts mit dem japanische Chemiekonzern Showa Denko unterzeichnet, teilte SGL Carbon am Donnerstag in Wiesbaden mit. Die Transaktion, aus der SGL Carbon mindestens 200 Millionen Euro zufließen sollen, werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen. Um den Verkaufserlös zu maximieren, soll das Geschäft mit Kathoden, Hochofenauskleidungen und Kohlenstoffelektroden, das ebenfalls Teil des Geschäftsbereichs ist, separat verkauft werden.
Wegen des radikalen Konzernumbaus kassierte SGL Carbon seinen Ausblick für 2016. Die Investoren müssen sich nun bis März 2017 gedulden - erst dann will das Wiesbadener Unternehmen eine neue Prognose vorstellen. Zudem prüft SGL Carbon eine Kapitalerhöhung. Aktien des Unternehmens notierten am Morgen leicht im Minus. SGL Carbon hatte zum Halbjahr tiefrote Zahlen vorgelegt. Der Konzernverlust lag bei einem Umsatz von knapp 380 Millionen Euro bei 73,2 Millionen Euro. Nettofinanzschulden in einer Höhe von knapp 620 Millionen Euro lasteten auf der Bilanz. SGL-Carbon-Chef Jürgen Köhler setzte auf eine Trennung von dem kriselnden Kengeschäft mit Grafitelektroden.
Die Preise für diese Produkte sind enorm unter Druck, weil die Hauptabnehmerbranche - die Stahlindustrie - selbst schwächelt. "Keine Grafitelektrodenfabrik auf der Welt verdient heute Geld", hatte Köhler jüngst eingeräumt. "Showa Denko ist der ideale neue Eigentümer für unser Graphitelektrodengeschäft", sagte er nun. Rund 900 Mitarbeiter und sechs Produktionsstätten in Deutschland, Österreich, Spanien, USA und Malaysia sollen nun an die Japaner gehen. SGL hatte im Halbjahr noch gut 5400 Menschen beschäftigt. Mit dem Umbau setzt SGL-Chef Köhler auf das Geschäft mit Karbonfasern und Spezialgrafitprodukten, von denen er sich in den kommenden Jahren kräftiges Wachstum verspricht.