Die Deutsche Bank hat bei der geplanten Integration der Postbank ein wichtiges Etappenziel erreicht. Wie ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses Reuters am Mittwoch bestätigte, hat die Europäische Zentralbank (EZB) dem Institut die Erlaubnis erteilt, Einlagegelder der entstehenden neuen Einheit im Rahmen des Liquiditätsmanagements im Gesamtkonzern zu nutzen. Dadurch kann die Bank nun intern leichter Geld zwischen der integrierten Sparte und anderen Geschäftseinheiten hin und her schieben. Diese Liquidität soll aber nicht für riskante Geschäfte im Investmentbanking genutzt werden. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Deutsche Bank hatte die Einlagen der Postbank, die bislang lediglich zur Refinanzierung von wenig lukrativen Hypothekengeschäften genutzt werden konnten, schon länger gewinnbringender einsetzen wollen. Bislang hatten die Aufseher dafür aber die Erlaubnis nicht erteilt. Deren Sorge, dass die Postbank-Einlagen zur Finanzierung von möglicherweise verlustträchtigen Handelsgeschäften eingesetzt werden könnten, ist nun offenbar vom Tisch. Nach Angaben eines Insiders ist in der Investmentbanking-Sparte inzwischen genügend Liquidität vorhanden, seit das Zahlungsverkehrsgeschäft der Firmenkunden- und Investmentbank zugeschlagen wurde.
Von einer mit dem Vorgang vertrauten Person hieß es, bei dieser Vollintegration gebe es kaum Unterschiede etwa beim Risiko-Appetit oder Risiko-Management der Institute. Daher mache es keinen Sinn, dies nicht zu genehmigen. Ziel sei es, dass dies künftig auch bei länderübergreifenden Fusionen möglich sein sollte. Kritiker wenden aber ein, dass dazu unter anderem die Bankenunion in Europa wirklich vollendet sein müsse, auch was die Angleichung nationaler Vorschriften betreffe. So hatte es beispielsweise Aufregung gegeben, als die italienische Großbank Unicredit eine Sonderdividende von drei Milliarden Euro von ihrer deutschen Tochter HypoVereinsbank (HVB) abzog.
Die Deutsche Bank ist dabei, die 2010 übernommene Postbank, die sie noch vor wenigen Jahren verkaufen wollte, nun doch in den Gesamtkonzern zu integrieren. Dadurch entsteht ein neuer Riese im deutschen Privatkundengeschäft mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro. Dieses Mammutprojekt, das bislang vom neuen Konzern-Chef Christian Sewing geleitet wurde, wird in den nächsten Jahren tausende Jobs kosten – wieviele genau ist noch unklar. Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings bis 2021 ausgeschlossen.
Die rechtliche Zusammenführung von Postbank und Deutscher Bank soll nach früheren Angaben zur Jahresmitte vollzogen sein. Derzeit arbeiten rund 17.000 Menschen für die Postbank und etwa 13.000 im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Der Finanzkonzern will durch die gut 1,9 Milliarden Euro teure Integration ab 2022 jedes Jahr etwa 900 Millionen Euro einsparen – unter anderem durch die Zusammenlegung von der Verwaltung und der IT.
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