Politik

Facebook liefert verstärkt Nutzer-Daten an deutsche Behörden

Lesezeit: 2 min
28.04.2016 23:47
Facebook kommt der verstärkten Anforderung der deutschen Behörden nach, Nutzerdaten an staatliche Stellen preiszugeben. Das Unternehmen schlägt dazu ganz neue Töne an: Man fühle sich für die öffentliche Sicherheit verantwortlich.
Facebook liefert verstärkt Nutzer-Daten an deutsche Behörden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Anfragen der deutschen Behörden nach bei Facebook verfügbaren Nutzerdaten haben zuletzt stark zugenommen. Im zweiten Halbjahr 2015 gingen 3140 Anfragen dieser Art ein, die 3628 Facebook-Konten betrafen, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des US-Unternehmens hervorgeht.

Das entspricht einem Zuwachs von etwa einem Drittel im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. In den ersten ersten sechs Monaten hatte Facebook noch 2344 Anfragen dieser Art von den deutschen Behörden erhalten.

Auch der Anteil der Fälle, in denen das Unternehmen auf Grund von Anfragen der deutschen Behörden zumindest einen Teil der Daten herausgab, nahm deutlich zu: Im zweiten Halbjahr lag er bei 42,3 Prozent, in den sechs Monaten davor noch bei 35,7 Prozent.

Auch weltweit verzeichnete der Internetkonzern eine stark wachsende Zahl von Anfragen der Strafverfolgungsbehörden nach Nutzerdaten. In der zweiten Jahreshälfte nahm diese Art von Anfragen dem Bericht zufolge um 13 Prozent auf mehr als 46.000 zu. Die meisten dieser Anfragen kamen von den US-Behörden - es waren 19.235 Anfragen, die 30.041 Accounts betrafen.

Facebook veröffentlichte seinen Bericht vor dem Hintergrund einer weltweit immer hitzigeren Debatte um den Zugriff von Behörden auf die bei den großen Internetkonzernen gespeicherten Daten. Facebook und andere Unternehmen haben betont, dass sie solche Daten nur unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen herausgeben.

Das Unternehmen sei sich bewusst, dass es "ernsthafte Gefahren für die öffentliche Sicherheit gibt und dass die Strafverfolgung eine große Verantwortung dafür hat, die Menschen zu schützen", erklärte der stellvertretende Facebook-Justitiar Chris Sonderby. Zugleich habe Facebook aber auch die Verantwortung, die Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen. Deshalb prüfe das Unternehmen jeden einzelnen Antrag darauf, ob er juristisch korrekt sei.

In dem Bericht informierte das Unternehmen auch über die Löschung bestimmter Inhalte von seinen Seiten. Auf Anforderung der deutschen Behörden wurden demnach im zweiten Halbjahr insgesamt 366 Inhalte gelöscht. Dabei sei es um Leugnung des Holocausts und Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz gegangen. Auch auf diesem Feld nahmen die Anfragen der deutschen Behörden stark zu, nämlich um fast das Doppelte im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte, als noch 188 Inhalte gelöscht wurden.

Das Bundesjustizministerium hatte Ende vergangenen Jahres mit Facebook und Google vereinbart, dass gegen deutsches Recht verstoßende Hassbotschaften und Gewaltaufrufe möglichst schnell gelöscht werden sollen, in der Regel innerhalb von 24 Stunden.

Auch weltweit sah sich Facebook zuletzt in deutlich gestiegenem Maße aufgrund von Interventionen der Behörden zur Löschung von Inhalten veranlasst. Insgesamt wurden laut dem Bericht im zweiten Halbjahr 55.827 Inhalte wegen Verstößen gegen die jeweiligen Landesgesetze gelöscht - mehr als doppelt so viele wie in den vorherigen sechs Monaten.

*** Es geht auch ohne Facebook:

Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...