Ceyda Caglayan von Reuters mit einem interessanten Bericht aus der Türkei:
Die türkische Bekleidungsbranche sorgt sich wegen der jüngsten politischen Spannungen um ihr Geschäft mit Deutschland. „Wir werden unser Jahresziel beim Export womöglich nicht erreichen, wenn die erwartete Verbesserung nicht auch bei Deutschland als unserem größten Kunden stattfindet“, sagte der Chef des türkischen Verbands der Bekleidungshersteller, Seref Fayat, im Reuters-Interview. „Leider haben einige deutsche Firmen jüngst ihre Besuche gestrichen.“ Deutschland sei für die Türkei der größte Exportmarkt für Konfektionskleidung. „Wir hoffen, dass die politischen Spannungen nicht den zuletzt positiven Trend umkehren.“
Die Bundesregierung hat angekündigt, ihre Türkei-Politik neu auszurichten und reagierte damit nach offiziellen Angaben auf die Festnahme des Menschenrechtlers Peter Steudtner. In diesem Zusammenhang hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Deutschland Spionage vorgeworfen und vor wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen sein Land gewarnt. Beide Staaten liegen auch wegen Besuchen deutscher Abgeordneter bei Bundeswehrsoldaten in der Türkei im Clinch.
Konfektionskleidung ist nach Fahrzeugteilen der zweitgrößte Exportschlager der Türkei. Nach Fayats Worten gehen 70 Prozent in die EU und davon allein Waren im Wert von etwa 2,1 Milliarden Euro nach Deutschland. Die türkische Bekleidungsindustrie peile für 2017 an, ihr Exportergebnis des Vorjahres von rund 14,6 Milliarden Euro wieder zu erreichen. Nach den ersten sechs Monaten steht aber ein Minus von knapp sechs Prozent auf sieben Milliarden Euro zu Buche. „Wir haben einen richtig guten Start ins zweite Halbjahr hingelegt“, sagte Fayat. Deshalb sei es wichtig, dass das Deutschland-Geschäft nun keinen Dämpfer bekomme.