Finanzen

Großbritannien will die globale Energiewende kippen

Lesezeit: 1 min
17.07.2016 01:52
Die neue Premierministerin Theresa May schafft das Ministerium für Klimawandel ab. Die Zusammenlegung mit dem Energie-Ressort dürfte eine Abkehr der Briten vom Klimaschutz bedeuten. Setzt sich diese Position global durch, hat Deutschland schlechte Karten.
Großbritannien will die globale Energiewende kippen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die neue britische Regierungschefin Theresa May hat die Schließung des Ministeriums für Klimawandel verfügt, wie der Guardian berichtet. Die Aufgaben des Ministeriums – zu denen die Erreichung der Emissionsziele und die Subventionierung nachhaltiger Energiequellen gehörte – wurden in das Wirtschaftsministerium unter Greg Clark integriert.

Die Entscheidung wird in der britischen Öffentlichkeit kritisiert. „Dies ist ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen Großbritanniens gegen den Klimawandel. Greg Clark kann ja nett und sogar grün sein, aber indem sie den Status der Klimathematik heruntergestuft hat, hat Theresa May die Zuversicht von Investoren in alternative Energien erneut geschwächt“, wird ein ehemaliger Chef des Ministeriums vom Guardian zitiert. „In einer Zeit, in der die Herausforderungen des Klimawandels noch drängender werden, hat die Regierung jenes Ministerium geschlossen, dass dagegen vorgehen sollte. Dies sendet ein schreckliches Signal zum schlechtesten Zeitpunkt und es untergräbt die Anstrengungen für eine saubere und sichere Zukunft der Energie“, kritisierte die Gruppe ClientEarth.

Möglich ist, dass die offensichtliche politische Herabstufung der Klimathematik in Großbritannien nur den ersten Schritt zu einer globalen Renaissance der traditionellen Energieversorgung darstellt. Offenbar erschien der neuen Regierung die Beschäftigung mit dem Klimawandel als zu kostspielig und zu wenig vorrangig vor dem Hintergrund der durch den EU-Austritt Großbritanniens ausgelösten Probleme.

Der Zeitpunkt ist heikel, weil Großbritannien an die Ratifizierung der Beschlüsse des Klimagipfels von Paris gebunden ist. Dieser gilt als Symbol einer globalen, von den reichen Industrieländern angeführten Energiewende.

Tatsächlich wurden dort die Weichen dafür gestellt, dass Energie in den kommenden Jahrzehnten dramatisch teurer werden dürfte. Damit ist jedoch klar, dass der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern vor allem auf dem Rücken der ärmsten Staaten der Welt ausgetragen wird. Große und arme, aber bevölkerungsreiche Staaten wie etwa Nigeria können sich eine Energie-Wende wie in Deutschland nicht leisten. Denn bisher sind alle erneuerbaren Energieformen nur überlebensfähig, weil sie massiv vom Steuerzahler und vom Stromkunden finanziert werden.

Fände eine Trendumkehr weg von der globalen Energiewende statt, wäre Deutschland darauf schlecht vorbereitet. Denn hier wurde und wird ein Ausstieg aus der Atomenergie - im Gegensatz beispielsweise zu Frankreich - und aus fossilen Energieträgern vorangetrieben, während sich die großen Autobauer langsam auf eine elektrische Zukunft umstellen. VW-Chef Matthias Müller hat vor einiger Zeit aufhorchen lassen, als er vor dem Hintergrund der Abgasaffäre seines Unternehmens eine Abkehr von der Diesel-Technologie angedeutete. Es stelle sich die Frage, ob hohe Investitionen in die Dieseltechnik in Zukunft noch sinnvoll seien, so Müller.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...