Finanzen

Höchstgericht: Spanische Banken müssen betrogene Kunden entschädigen

Lesezeit: 1 min
28.12.2016 01:43
Spanische Banken müssen nach einem Entscheid des EuGH mehrere Milliarden Euro an Kunden zurückzahlen. Die Banken hatten unrechtmäßig hohe Zinsen auf Kredite erhoben.
Höchstgericht: Spanische Banken müssen betrogene Kunden entschädigen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Spanische Banken müssen sich überraschend auf neue Milliardenlasten einstellen. Anlass ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zur Entschädigung von Kunden, die Immobilienkredite aufgenommen hatten, berichtet Reuters. Der EuGH hat entschieden, dass die Geldhäuser für die Nachteile geradestehen müssen, die den Schuldnern aus ungültigen Vertragsklauseln entstanden. Das Urteil überraschte die Institute und auch Branchenexperten auf dem falschen Fuß. Ein Insider aus der Notenbank sagte, insgesamt dürften auf den spanischen Bankensektor Mehrkosten von „etwas mehr“ als vier Milliarden Euro zukommen. Juristisch ist der Fall ausgereizt. Eine Revision ist laut einer Gerichtssprecherin nicht möglich.

Das Urteil bedeutet einen Rückschlag für den Bankensektor des Landes, der eine Sanierung anders als in Italien längst hinter sich hat. Spanien hatte zu diesem Zweck vom Europäischen Rettungsfonds ESM bis Ende 2013 mehr als 41 Milliarden Euro erhalten.

„Dies ist eine Überraschung, welche zu einem ungünstigen Zeitpunkt für die spanischen Banken kommt, weil die meisten von ihnen nun zusätzliche Rückstellungen zur Begleichung der Strafe bilden müssen. Dies verstärkt den Druck auf die Kapitalerträge im vierten Quartal“, zitiert Bloomberg eine Analystin.

Investoren zeigten sich von dem EuGH-Urteil geschockt: An der Madrider Börse sackten die Kurse betroffener Geldhäuser wie Banco Sabadell, Banco Popular, Caixabank und Liberbank danach deutlich ab. Das zweitgrößte Institut des Landes, BBVA, schätzt, dass durch das EuGH-Urteil zusätzliche Kosten von 1,2 Milliarden Euro auf das Geldhaus zukommen. Caixabank bezifferte die Ausgaben auf 750 Millionen Euro. Auf die ohnehin schwächelnde Banco Popular, die als Übernahmeziel gilt, kommen rund 330 Millionen Euro an zusätzlichen Belastungen zu.

In der Finanzkrise hatten die Institute Hypothekenverträge mit sogenannten Mindestzinsklauseln abgeschlossen. Diese sahen vor, dass der Kreditnehmer einen festgelegten Satz bezahlen musste, selbst wenn der Leitzins darunter lag. Kunden wehrten sich und verlangten das Geld zurück, das sie ihrer Ansicht nach zu viel an die Banken gezahlt hatten.

Spaniens Oberster Gerichtshof erklärte solche Klauseln im Mai 2013 zwar für nichtig. Dies galt aber nur für die Zukunft. Für die Zeit vor der Urteilsverkündung konnten die Kläger keine Ansprüche geltend machen. Der EuGH befand nun, dass dies mit EU-Recht unvereinbar sei, weil dadurch der Verbraucherschutz unzulässig beschränkt werde. Damit können Bankkunden die Gelder, die seit Vertragsbeginn zu viel gezahlt wurden, von den Banken zurückfordern. Der Verbraucherlobbygruppe Adicae zufolge eröffnet der Gerichtsbeschluss rund zwei Millionen Kunden die Möglichkeit, zu viel gezahltes Geld zurückerstattet zu bekommen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...