Politik

Dutzende Palästinenser bei Protesten im Gazastreifen erschossen

Lesezeit: 2 min
14.05.2018 15:20
Bei Protesten gegen die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem sind dutzende Palästinenser erschossen worden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Massenproteste im Gazastreifen mit dutzenden getöteten Palästinensern haben die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem begleitet, berichtet die AFP. Mindestens 37 Palästinenser wurden am Montag an der Grenze zu Israel von israelischen Soldaten erschossen, hunderte weitere verletzt, wie das Gesundheitsministerium im Gazastreifen mitteilte. Die Palästinenserregierung warf Israel ein „schreckliches Massaker“ vor. US-Präsident Donald Trump, der den Botschaftsumzug im Dezember verfügt hatte, sprach von einem „großen Tag“ für Israel.

Mehr als 500 Palästinenser wurden nach Angaben des Ministeriums in dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen verletzt. Unter den Toten war demnach auch ein 14-jähriger Junge. Insgesamt protestierten zehntausende Palästinenser in dem Gebiet an mehreren Orten an der Grenze zu Israel.

Trump hatte am 6. Dezember mit seiner Ankündigung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, wütende Proteste der Palästinenser ausgelöst. Am Montag forderte er seine Twitter-Gemeinde dazu auf, die Eröffnung der Botschaft beim US-Fernsehsender Fox live zu verfolgen. Die Vorberichterstattung habe „bereits begonnen“, schrieb er bei dem Kurzbotschaftendienst. Auf die Gewalt ging er mit keinem Wort ein.

Die Arabische Liga will am Mittwoch zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Der Vize-Generalsekretär der Regionalorganisation, Sajed Abu Ali, sagte, das Treffen solle dazu dienen, „Wege“ zu erörtern, wie mit der „illegalen Entscheidung der USA“ umzugehen sei.

Der niederländische Außenminister Stef Blok sagte in Brüssel am Rande einer Tagung der EU-Europaminister, dass die niederländische Regierung den Umzug „nicht als weise Entscheidung betrachtet“. „Wir bevorzugen eine Zwei-Staaten-Lösung.“

Der endgültige Status Jerusalems ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt des von ihnen angestrebten eigenen Staates.

Die Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem am Montagnachmittag (15.00 Uhr) findet am gleichen Tag statt, an dem Israel sein 70-jähriges Bestehen feiert. An der Zeremonie in dem Gebäude, das bislang ein US-Konsulatsgebäude war, nimmt eine Delegation des Weißen Hauses teil, zu der Trumps Tochter und Beraterin Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner zählen. Auch US-Vizeaußenminister John Sullivan und US-Finanzminister Steven Mnuchin nehmen an der Eröffnungszeremonie teil.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte bei einem Empfang der US-Delegation am Sonntagabend, Jerusalem sei in den vergangenen 3000 Jahren die Hauptstadt des jüdischen Volks gewesen und sei seit 70 Jahren die des Staates Israel. „Es wird für immer unsere Hauptstadt bleiben“, bekräftigte Netanjahu. Sullivan sagte, die US-Botschaft in Jerusalem sei „eine lange überfällige Anerkennung der Realität.“

Am Dienstag jährt sich zudem zum 70. Mal die Nakba (deutsch: Katastrophe oder Unglück). An diesem Tag erinnern die Palästinenser an die Vertreibung und Flucht von rund 760.000 Landsleuten, die 1948 auf die Gründung des Staats Israel folgten. Seit Ende März hat die israelische Armee bei den Protesten am Gazastreifen gegen Vertreibung und Landnahme nun bereits mehr als 90 Palästinenser erschossen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...