Technologie

Alexa: Amazon schickt Ton-Mitschnitte aus Deutschland zur Auswertung nach Polen

Lesezeit: 2 min
10.08.2019 06:46
Millionen Sprachaufzeichnungen von Amazons digitaler Assistentin Alexa kommen zur Analyse in die Privatwohnungen von Heimarbeitern und sind dort praktisch ungeschützt. 
Alexa: Amazon schickt Ton-Mitschnitte aus Deutschland zur Auswertung nach Polen
Der Echo-Lautsprecher von Amazon erfreut sich auch Deutschland wachsender Beliebtheit. Doch die Alexa-Mitschnitte können mitunter auch an den Falschen geraten. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Deutschland gibt es Zehntausende Nutzer, die dem Sprachassistenten Alexa jeden Tag ihre Sprachbefehle erteilen. Für die Aufzeichnungen sind unter anderem Zeitarbeiter verantwortlich, die von der Personalvermittlung Randstad in Polen rekrutiert wurden.

Wie Apple und Google so lässt auch Amazon die Aufzeichnungen von jenen Befehlen abtippen, die der Assistent nicht richtig verstanden hat. Die so gewonnenen Daten sollen dabei helfen, die Algorithmen zur Spracherkennung zu optimieren

Allerdings werden die Alexa-Mitschnitte dazu nicht nur in den Büros von Amazon analysiert, sondern auch in Home Office und sogar unterwegs, berichtet die WELT. Private Aufzeichnungen gelangen so in eine Umgebung, wo die Nutzerdaten praktisch ungeschützt sind.

Bislang hatte Amazon gesagt, dass die Auswertung in besonders geschützten Büros und unter strengen Zugriffsbeschränkungen stattfindet. Doch die Stellenanzeigen von Randstad Polen warben noch bis letzten Freitag mit "Telearbeit im ganzen Land".

Die Personalvermittlung suchte polnische Mitarbeiter mit Deutschkenntnissen auf Muttersprachniveau. Geschult wurden sie zwar in der Amazon-Niederlassung in Danzig. Doch arbeiten durften sie anschließend auch von zuhause aus.

Einer der polnischen Zeitarbeiter beschreibt den Job gegenüber der WELT als "ideale Hausfrauentätigkeit". So würden viele Kollegen die Arbeit vom Küchentisch aus per Laptop erledigen, während sie nebenbei zum Beispiel auf ihre Kinder aufpassen.

Teilweise könne man in diesen Alexa-Mitschnitten durchaus Details wie etwa Namen oder Ortsbezeichnungen hören und auf diese Weise Rückschlüsse auf die Identität der Alexa-Nutzer ziehen.

Amazon hat diese Vorgänge bestätigt. "Einigen Mitarbeitern ist es gestattet, von anderen Orten aus zu arbeiten", sagte ein Sprecher der WELT. Dabei würden aber strenge Sicherheitsmaßnahmen und Richtlinien gelten, an die sich jeder Mitarbeiter halten müsse. Insbesondere sei die Arbeit an öffentlichen Orten untersagt.

Als Reaktion auf die Medienrecherche hat Amazon nun angekündigt, eine neue Datenschutz-Funktion für Alexa-Nutzer anzubieten. Künftig könnten die Nutzer ihre Sprachbefehle explizit für eine menschliche Nachbearbeitung sperren.

In Deutschland nutzt einer Postbank-Studie zufolge fast jeder Dritte einen digitalen Sprachassistenten, acht Prozent davon haben den Echo-Lautsprecher von Amazon in Betrieb.

Kürzlich hat bereits Google die Auswertung von Aufzeichnungen seines digitalen Assistenten in Europa für drei Monate eingestellt. Denn Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar hatte Anfang August ein Verwaltungsverfahren wegen möglicher systematischer Verletzung der Privatsphäre gegen Google eingeleitet.

Und auch Apple will die Auswertung von Aufzeichnungen seines Sprachassistenten Siri aufgrund von Datenschutzbedenken vorerst aussetzen. In späteren Versionen seines Betriebssystems will der Konzern die Nutzer explizit um Erlaubnis fragen, ob die Transkription wieder aufgenommen werden darf.

Apple reagierte damit auf Berichte, wonach seine Mitarbeiter teils intime Einblicke in den Alltag der Siri-Nutzer bekommen hatten, sogar Mitschnitte von sexuellen Aktivitäten kamen zur Analyse bei Apple.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...