Finanzen

Südeuropa schuldet der EZB 918 Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
26.04.2012 15:19
Innerhalb nur eines Jahres haben sich die Schulden in den wirtschaftlich schwächeren Ländern der Eurozone mehr als verdoppelt. Die Situation in den Ländern und den nationalen Banken verbesserte sich dadurch allerdings nicht. Deutlich schlagen sich die Kredite in der Bilanz der EZB nieder.
Südeuropa schuldet der EZB 918 Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

In der industrialisierten Welt haben sich die Bilanzen der Zentralbanken angesichts der Finanzkrise stark verschlechtert – vor allem die Bilanz der EZB ist ernüchternd. Aufgrund der 3-Jahres-Tender und der gelockerten Sicherheits-Standards bei der Kreditvergabe liegt die Bilanz der EZB derzeit bei rund drei Billionen Euro. Das ist ein Anteil von über 30 Prozent des BIP der EU und ein höheres Level als die Bilanz der japanischen Zentralbank, die seit zwei Dekaden mit einer Deflation zu kämpfen hat.

Mit der Aufgabe der EZB, die Preisstabilität zu wahren und die Währung aufrecht zu erhalten, scheint dies nicht mehr viel zu tun zu haben, vor allem wenn man sich das Engagement der EZB in den krisengeplagten Ländern anschaut. Der Think Tank Open Europe schätzt, dass die schwächeren Euroländer mittlerweile mit 917,61 Milliarden Euro bei der EZB verschuldet sind. Vor einem Jahr betrugen die Verbindlichkeiten noch rund 444 Milliarden Euro. Somit haben sich die vergebenen Kredite der EZB an die schwächeren Länder der Eurozone innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. So hat beispielsweise Italien hat Verbindlichkeiten gegenüber der EZB in Höhe von rund 270 Milliarden Euro und Spanien etwa 227,6 Milliarden Euro, gefolgt von Irland (85,07 Milliarden Euro), Griechenland (73,4 Milliarden Euro) und Portugal mit 47,54 Milliarden Euro.

Die Banken dieser Länder haben die günstigen Finanzierungskonditionen der EZB genutzt, um einerseits die Schulden ihrer Länder aufzukaufen und andererseits, um die Kredite zu höheren Zinssätzen weiter zu vergeben. Darüber hinaus konnten die Finanzinstitute die Kredite über den EZB-Tender als Sicherheit für weitere Kredite von der EZB hinterlegen, so Elwin de Groot von der Rabobank.

Dies ist ein erhebliches Risiko für die EZB. „Angesichts der Finanzlage dieser Länder und ihrer Banken, wird deutlich, dass die EZB auf hochriskanten Schulden in Milliarden-Höhe sitzt“, erklärt Raoul Ruparel von Open Europe. Es wird lange dauern, bis die EZB dieses Risiko über die Finanzmärkte abgeschrieben hat – wenn es ihr denn gelingt. In einer extremen Situation wie der Pleite Spaniens könnte die EZB einen heftigen Schaden davontragen, ergänzt Elwin de Groot. Ganz abgesehen von dem Vertrauensverlust, dem sich die EZB mit jedem weiteren Eingriff in den Markt bereits jetzt gegenübersieht.

Letztlich kann die Injektion von großen Mengen an Liquidität nicht die Probleme eines unterkapitalisierten Bankensektors beheben, die in vielen Ländern der Eurozone notwendigen strukturellen Reformen ersetzen und das Ungleichgewicht in der Eurozone beseitigen. Für etliche Mitglieder ist die Währung einfach zu stark. Die EZB konnte bisher lediglich Zeit kaufen, aber auch die wird angesichts der Situation in Spanien immer knapper.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...