Politik

Wirtschaftsforscher: Niederländisches Sparpaket ist Mogelpackung

Lesezeit: 1 min
13.05.2012 01:59
Mit Ach und Krach hatte Mark Rutte ein Sparpaket im niederländischen Parlament durchgeboxt. Doch nun stellt sich heraus: Das Paket ist eine Mogelpackung. Die offiziellen Wirtschaftsforscher bezeichnen das Paket als „zu vage“. Das Erreichen des Defizitziels sei nicht sicher.
Wirtschaftsforscher: Niederländisches Sparpaket ist Mogelpackung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nachdem Geert Wilders die Gespräche über das notwendige Sparpaket für die Niederlande hat platzen lassen, wurden Neuwahlen angekündigt und alle Hebel in Bewegung gesetzt, die Rückendeckung des Parlaments für die Umsetzung des Sparpakets zu ergattern. Kaum hat der niederländische Premierminister Mark Rutte nun die Unterstützung für das Sparpaket erhalten, schon kommen die ersten Kritiker.

Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager hatte versichert, dass das Sparpaket zum Erreichen des Defizitziels von 3 Prozent des BIPs führen wird. Doch sowohl Ökonomen im Finanzministerium als auch das Zentrale Beratungsgremium (CPB) wiesen nun darauf hin, dass sie nicht mit Sicherheit sagen könnten, dass das Paket zum Erreichen der 3-Prozent-Marke führen würde.

Für das Zentrale Beratungsgremium, das der Regierung benötigte Informationen für soziale und wirtschaftliche Politik-Entscheidungen zur Verfügung stellt und jeden Frühling eine Prognose für die wirtschaftliche Aktivität des Landes in den kommenden 12 Monaten abgibt, ist das Sparpaket „zu vage“. Man verfüge zudem nicht über genügend Informationen, um sich ein ganzheitliches, eigenständiges Urteil darüber bilden zu können. Eine Situation, die es in den Niederlanden noch bei keinem Haushaltsplan gegeben hat.

So ist das Beratungsgremium beispielsweise über den Mangel an Daten für die vorgeschlagene Kürzung von 1,6 Milliarden Euro bei den Ausgaben im Gesundheitswesen beunruhigt. Ein strittiger Punkt, der auch bei den Wahlen ausschlaggebend sein könnte. Zudem gebe es keine Informationen über die angegebenen „allgemeinen“ Kürzungen in Höhe von 875 Millionen Euro.

Mit Blick auf eine mögliche Behinderung des Wirtschaftswachstums durch die angekündigten Einsparungen von 13 Milliarden Euro wartet das Beratungsgremium auch noch immer auf eine Analyse der Regierung, inwiefern sich die vorgeschlagene Steuererhöhung auf die Verbraucherausgaben und die Arbeitsplätze auswirken wird. So soll etwa die Mehrwertsteuer von 19 auf 21 Prozent erhöht werden, um zusätzliche Einnahmen von 3,2 Milliarden Euro zu generieren.

Eine Studie der ING Bank, die auf den vorhandenen Zahlen des Beratungsgremiums basiert, zeigt, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer allein im nächsten Jahr den durchschnittlichen, niederländischen Haushalt 15 Euro pro Monat mehr kosten wird. Bis 2014 wird es dann zu einer Mehrbelastung zwischen 25 und 30 Euro pro Monat kommen – bei stagnierenden Löhnen. Dies wird durchaus einen Einfluss auf die Konsumausgaben der Niederländer haben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder Baerbock und Nauseda intensivieren...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...