Finanzen

EZB-Entscheidung bringt Euro zum Absturz, macht Banken-Rettung teurer

Lesezeit: 1 min
06.07.2012 02:03
Die europäischen Institutionen arbeiten nicht mehr koordiniert: Die EZB-Entscheidung, nicht mehr jedes Papier als Sicherheit zu akzeptieren, hat den Druck auf die gemeinsame Währung beträchtlich erhöht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mario Draghi ist weit von seiner Bestform als Super-Mario entfernt (hier). Ob dies damit zusammenhängt, das die Deutsche Bundesbank wieder seine Kreise stört, ist nicht eindeutig festzustellen. Gefallen dürfte Draghi jedoch nicht an den Aussagen von Jens Weidmann gefunden haben, der ihm wenige Stunden nach der EZB-Pressekonferenz widersprach und eine Bankenunion zwar eine nette Idee, aber kein wirksames Mittel zur Krisenbekämpfung bezeichnete.

Am Donnerstag stürzte der Euro unter 1,24 Dollar ab – und Marktteilnehmer erwarten einen weiteren Sinkflug. Der Grund ist die neue Regelung bei den Sicherheiten. Am Mittwoch gab die EZB bekannt, nicht mehr jeden bedruckten Zettel als Sicherheit für Kredite akzeptieren zu wollen. Damit fällt die Bank wiederum den EU-Staaten in den Arm, die sich gerade darauf vorbereiteten, die Banken gemeinsam zu retten. Durch die Entscheidung der EZB werde, so sagte Marc Chandler von Brown Brothers Harriman dem Sender CNBC, die Bankenrettung für die Staaten signifikant teurer. Denn die Banken können nun nicht mehr in dem Maß Kredite bei der EZB aufnehmen, wie sie es erhofft hatten. Die Lücke wird der Steuerzahler schließen müssen.

So kann es durchaus sein, dass durch die neuen EZB-Richtlinien die spanische Bankenrettung, die ursprünglich von der EU auf 100 Milliarden Euro eingeschätzt wurde, deutlich teurer wird. Die Berechnungen der Unternehmensberatung Oliver Wyman haben ohnehin ergeben, dass die Spanier im Grunde eher das Doppelte brauchen werden. Spanien hatte Oliver Wyman überoptimistische Erlösannahmen geliefert (mehr zu diesen atemberaubenden Projektionen hier). Bis Herbst sollen weitere Wirtschaftsprüfer die Banken durchleuchten. Sie müssen nun die Schrottpapiere in den Büchern neu bewerten, weil die EZB in diesem Segment zur Mülltrennung zurückgekehrt ist.

Damit hat die Realität die Retter des Euro-Gipfels schneller als erwartet eingeholt. Und die Realität wird mit jedem Tag härter, an dem die europäischen Regierungen nicht in der Lage sind, ihre desolaten Banken zu sanieren und die Schuldenlast in ihren Haushalten zu reduzieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...