Politik

Griechenland: Troika-Reformen am Arbeitsmarkt rechtswidrig

Lesezeit: 1 min
19.10.2012 23:05
Zwei von der Troika geforderte Reformen am griechischen Arbeitsmarkt sind illegal und verstoßen gegen die europäische Sozialcharta, so der EU-Rat. Sie sollten wieder rückgängig gemacht werden. Auferlegte Maßnahmen der internationalen Gläubiger dürften nicht die Rechte der Arbeitnehmer in der EU verletzen.
Griechenland: Troika-Reformen am Arbeitsmarkt rechtswidrig

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Griechenland ist so einiges schief gegangenen. Die griechischen Bürger wurden bisher am stärksten von den Auflagen der internationalen Gläubiger getroffen (selbst der IWF räumte bereits Fehler ein – hier) und die im Zuge der Sparmaßnahmen verstärkte Rezession hat die kleine griechische Wirtschaft fast zum Erliegen gebracht. Doch die als notwendig erachteten Reformen der Troika sind nicht immer rechtsstaatlich gewesen, wie ein Urteil des EU-Rats nun zeigt.

Der Europäische Ausschuss für soziale Rechte des EU-Rats kommt in seinem am Freitag mitgeteilten Urteil zu dem Schluss, dass zwei Reformen des griechischen Arbeitsrechtes zur Kostensenkung rechtsswidrig sind. Sie verletzen die Rechte der Arbeitnehmer und sollten beseitigt werden. Zwar besitzt das Urteil keinen bindenden Charakter, aber griechische Gewerrkschaften könnten es nutzen, um selbst noch einmal gerichtlich in Griechenland zu agieren. Diese hatten auch ursprünglich den Ausschuss um eine Überprüfung gebeten.

Bei den Reformen ging es um zwei Maßnahmen aus dem Jahr 2012, die die internationalen Gläubiger im Zuge des ersten Rettungspaketes verlangt hatten. Demnach wurde die Probezeit auf ein Jahr verlängert, in der der Arbeitnehmer fristlos gekündigt werden kann, und der Mindestlohn für Arbeitnehmer unter 25 Jahren auf zwei Drittel des nationalen Mindestlohns gesenkt. Dadurch waren beispielsweise die Löhne der unter 25-Jährigen unter die Armutsgrenze von 580 Euro monatlich gesunken. Dies verstößt gegen die Europäische Sozialcharta.

„Dieses Urteil stellt die Rechtswidrigkeit der betreffenden Maßnahmen dar“, erklärte Luis Jimena Quesada, der Präsident des Ausschusses auf einer. Die notwendigen Anpassungen infolge der Wirtschaftskrise und der Auflagen des Rettungspakets dürften nicht zu einer Aushöhlung der Arbeitnehmer-Rechte führen, hieß es in dem Statement des Ausschusses.

Der Europäische Ausschuss für soziale Rechte besteht aus 15 unabhängigen Experten, die für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt werden. Seine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass die Mitgliedsländer sie Bestimmungen der Europäischen Sozialcharta achten und ihnen entsprechen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...