Finanzen

Republikaner knicken ein: Obama darf mehr Schulden machen

Lesezeit: 2 min
17.12.2012 09:57
Ein Jahr mehr Zeit soll Barack Obama gegeben werden, um mit den Republikanern eine angemessene Schuldenpolitik zu entwickeln. Bis dahin dürfte er weiter ausgeben, ohne dass die USA Gefahr laufen, Pleite zu gehen. Das Weiße Haus ist jedoch noch skeptisch.
Republikaner knicken ein: Obama darf mehr Schulden machen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Merkel kündigt Ende des Wohlfahrts-Staats an

Mit einer Budget-Lücke von 16,4 Billionen Dollar ist der Schuldenberg der USA alles andere als unter Kontrolle. In den vergangenen vier Jahren Amtszeit Obamas ist die Verschuldung sogar noch schneller gestiegen als in den Jahren zuvor. Sparmaßnahmen lassen sich auf Dauer nicht verhindern. Die Differenzen zwischen den Republikanern und Demokraten drohten in den vergangenen Wochen zu einem Scheitern über eine mögliche Erhöhung der Defizitgrenze zu führen (hier). Automatische Steuererhöhungen und massive Einsparungsprogramme drohten.

Doch nun haben die Republikaner erstmals nachgegeben. John A. Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses, hat Obama angeboten, alle Streitigkeiten über die Staatsverschuldung für ein Jahr von der Tagesordnung zu nehmen, berichtet die Washington Post mit Verweis auf zwei Quellen. Damit könnte Obamas Regierung also zunächst einmal mit dem Tagesgeschäft fortfahren und wäre nicht zu automatischen Einsparungen gezwungen und die USA können ihren fragwürdigen Konjunkturbelebungsansatz fortführen. Umfangreiche Einsparungen, wie sie eigentlich notwendig wären, könnten nämlich die angeschlagene US-Wirtschaft gefährden. Diese ist wie der amerikanische Arbeitsmarkt äußerst instabil und selbst die Fed ist mit ihren Geldspritze schon fast am Ende (hier).

John A. Boehner hat diesen Vorschlag jedoch nicht ganz ohne Hintergedanken gemacht. Er will beispielsweise mit Obamas Regierung einen umfangreicheren Defizitabbau erreichen als die bislang im Raum stehenden 500 Milliarden Dollar. Zudem will Boehner, dass jegliche Heraufsetzung der Schuldengrenze an eine Ausgabenkürzung gekoppelt wird. Außerdem hat er vorgeschlagen, die Steuern für Millionäre anzuheben. Das könnte in den kommenden Jahren bis zu 460 Milliarden Dollar einspielen – immerhin die Hälfte dessen, was Obama für seine Gesundheitsreform veranschlagt hat.

Zwar hat das Weiße Haus Boehners Angebot zunächst zurückgewiesen, da es nicht genügend neue Finanzmittel in Aussicht stelle, um die massive Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Allerdings wird allein die Tatsache, dass Boehner auf die Demokraten zugeht, bereits als Durchbruch gewertet. Beamte des Weißen Hauses stehen deshalb weiterhin in Kontakt mit Boehners Angestellten, so die Washington Post. Allein die Erkenntnis, dass das Anheben von Steuern ein großer, positiver und wichtiger Schritt ist, sei maßgeblich, so Lawrence H. Summers der frühere wirtschaftliche Berater des Weißen Hauses. Schließlich sollte aber jeder Kompromiss daraufhin begutachtet werden, wieviel Geld dabei herauskommt, ob es die Nachfrage stimulieren und die wirtschafliche Erholung unterstützen könnte.

Insgesamt würde Boehners Vorschlag zwei Billionen Dollar in den kommenden zehn Jahren einsparen – durch ein Mittelmaß an Sparmaßnahmen und neuen Steuern. Der Spitzensteuersatz würde von derzeit 35 auf 39,6 Prozent steigen und die von Bush eingeführten Steuersenkungen würden für alle im kommenden Jahr weiterhin bestehen. Im Gegenzug fordert Boehner aber Änderungen in den Gesundheits- und Sozialprogrammen. Immerhin werden diese als größte Belastung für den zukünftigen Haushalt gesehen. Hier will Boehner durch eine geringere Inflationsanpassung und eine Senkung der Sozialabgaben eine Billion Dollar einsparen. Obama hingegen will lediglich 600 Milliarden Dollar einsparen, wovon 350 Milliarden an den Gesundheitsprogrammen aber nicht bei den sozialen Absicherungen gekürzt werden sollen.

Weitere Themen

US-Massaker: Mutter des Mörders sammelte Waffen, um sich gegen Wirtschafts-Chaos zu wappnen

EU-Skandal: Geheimtreffen von Barroso-Mitarbeitern mit der Tabak-Lobby

US-Zentralbank fürchtet Banken-Crash in Europa


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...