SPD, CDU und Grüne haben im Kreistag des Kreises Wesel in Nordrhein-Westfalen beschlossen, drei bisher örtlich getrennte Berufskollegs an einem gemeinsamen Standort zu vereinen. Im Zuge dieser Umstrukturierung sollen zwei bestehende Kollegs abgerissen werden.
Martin Kuster, Fraktionschef der Vereinigten Wählergemeinschaft (VWG) im Kreistag, hält dies für einen klaren Fall von Steuerverschwendung. Denn unter anderem werde mit dem Abriss Vermögen des Kreises im Wert von 20 Millionen Euro vernichtet.
Es sei nach dem Motto verfahren worden, „man braucht etwas Neues, Tolles, Großes“, sagte Kuster den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Dabei komme es bei einem Kolleg weniger auf die Bauhülle, als vielmehr auf die technische Ausstattung an.
Die Kosten des Großprojekts werden derzeit auf 72 Millionen Euro geschätzt. Doch Kuster hält diese Schätzung für zu niedrig und rechnet mit bis zu 100 Millionen Euro. Eine Sanierung der Gebäude wäre viel billiger, sagt er. Dieses Geld werde für eine dringend benötigte moderne Berufsbildung fehlen.
Doch mit dem Großprojekt werde nicht nur eine zweistellige Millionensumme verschwendet. Auch pädagogisch bringe es Nachteile. Denn durch den Umzug zweier Kollegs würden intakte Schulstrukturen zerstört und eine mit bis zu 5.000 Schülern umfassende anonymisierte Schullandschaft geschaffen, so Kuster. Der Schul-Kollos werde mehr Schüler aufnehmen als viele deutsche Fachhochschulen.
Besonders kritisch blickt Kuster auf die CDU-Fraktion im Kreistag. Dort habe es nur eine knappe Mehrheit für das „Steuerverschwendungskonzept“ gegeben. Dennoch sei bei diesem Thema der Fraktionszwang nicht aufgehoben worden.
Der SPD wirft Kuster vor, sich selbst zu widersprechen. Denn während sie sonst dem Kreis immer wieder Verschwendung zu Lasten der Kommunen vorwerfe, gebe es bei dem teuren Kolleg-Projekt nur Schweigen bei den Genossen.
Das Verhalten der Grünen, die sich für das Megaprojekt einsetzen, kann Kuster nicht erklären. Im Kreistag von Wesel gingen die Grünen „unkritisch“ mit einem Gutachten um, obwohl sie in Berlin und Stuttgart mit ihrer Kritik an den geschönten Gutachten zu Stuttgart 21 und dem Berliner Großflughafen BER vollkommen recht gehabt hätten.