Finanzen

Europaweiter Protest-Tag gegen die Troika

Lesezeit: 2 min
01.06.2013 12:13
In einem Dutzend europäischer Länder soll es heute, Samstag Demonstrationen gegen die Troika geben. Von Portugal ausgehen wollen die Bürger ihrem Unmut über die Sparvorgaben von IWF, EZB und EU Ausdruck verleihen.
Europaweiter Protest-Tag gegen die Troika

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das Dreigespann aus IWF, EZB und EU-Kommission gilt vielen Europäern als Inbegriff von Zwangsmaßnahmen und Fremdbestimmung. Heute, Samstag, will nun eine europaweite Initiative diesen Widerstand in einem Protest-Tag zum Ausdruck bringen. In mehr als 70 europäischen Städten sind Aktionen geplant.

Die Troika symbolisiert für die Bürger den Staaten, die einen Bailout beantragen mussten, das blanke Finanz-Diktat. Das stimmt natürlich nur teilweise - denn tatsächlich sind die betroffenen Länder nicht nur durch die aggressive Kreditvergabe der Finanzwirtschaft, sondern auch durch die willfährige Schulden-Macherei in die verheerende Lage geraten, in der sie sich heute befinden. Daher versuchen alle anderen gefährdeten Staaten mit allen Mitteln, die Men in Black aus dem Lande zu halten (mehr hier).

Als eine besondere Ungerechtigkeit empfinden die Bürger etwa in Irland, dass große Staaten wir Spanien (hier) und bald auch Frankreich (hier) Gelder der Euro-Rettungsschirme zur Bankenrettung ohne drastische Sparauflagen erhalten.

Auf der Homepage des portugiesischen Netzwerks Que se lixe a troika, das die Demonstrationen organisiert, findet sich eine Begründung für den Protestaufruf:

„Europa ist unter einer gewalttätigen Attacke des Finanzkapitals, repräsentiert durch die Troika und die ihr folgenden Regierungen, die eine mit diesen Einrichtungen abgestimmte Politik betreiben, die die Völker verachtet und zerstört. Wir wissen, dass diese Offensive dazu da ist, die Völker zu brechen und zu Sklaven von Schulden und Austerität zu machen.

Jeder von uns, in jedem Land, in jeder Stadt, in jedem Haus, mit unseren je eigenen Besonderheiten, fühlt direkt die Maßnahmen, die uns Rechte nehmen, die über Jahrzehnte erkämpft wurden, Maßnahmen, die die Arbeitslosigkeit steigern, die alles privatisieren, womit man Profit machen kann und die die Souveränität der Länder einschränken unter der Propaganda der ‚externen Hilfe‘. Es ist dringend, dass wir unsere Kräfte bündeln, um diesen Angriff zurückzuschlagen.“

Ein Sprecher der Initiative sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die europäischen Staaten aufgrund der Rettungspakete für ihre Banken-und Finanzsysteme zum massiven Schuldenmachen gezwungen worden seien. Nun werde von den Bürgern erwartet, für diese Schulden zu bezahlen, die Zerstörung des Sozialstaats, Lohnsenkungen, steigende Arbeitslosigkeit, Hunger und Unterdrückung zu akzeptieren. Die Menschen würden dieser politischen und wirtschaftlichen Zerstörung der Gesellschaft in Europa eine Absage erteilen, so der Sprecher weiter.

In Portugal organisierte die Initiative bereits im vergangenen September und Anfang März Proteste, denen sich jeweils hunderttausende Portugiesen anschlossen. Auch diesmal werden allein in Portugal Menschen in 20 Städten auf die Straße gehen. International wird außerdem in London, Paris, Wien, Madrid, Dublin und Dutzenden weiteren Großstädten demonstriert. Die Proteste in den verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschland, sind dezentral organisiert. Hinter der Demonstration in Frankfurt steht die links gerichtete Blockupy-Bewegung, der mehrere Parteien und Vereine angehören.

Die von Portugal ausgehende Initiative nennt sich „Que se lixe a troika“, was so viel heißt wie „Sch... auf die Troika“.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...