Finanzen

Währungskrieg: Draghi schickt Euro auf Talfahrt

Lesezeit: 2 min
04.07.2013 17:53
EZB-Chef Draghi hat zugesichert, dass der Leitzins definitiv in nächster Zeit nicht angehoben wird. Selbst eine weitere Senkung stellte er in Aussicht. Die Reaktion an den Börsen fiel äußerst unterschiedlich aus. Während der Euro absank, kletterten die Leitindizes in Europa nach oben.
Währungskrieg: Draghi schickt Euro auf Talfahrt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EZB setzt ihren Kurs der lockeren Geldpolitik weiter fort. Dies teilte Draghi am Mittwoch nach der EZB-Ratssitzung mit. Noch immer gebe es kein Inflationsproblem, da sich diese unterhalb der selbst gesetzten Marke von zwei Prozent bewege, so der EZB-Chef. Deshalb „erwartet der EZB-Rat, dass die Leitzinsen für einen längeren Zeitraum auf dem derzeitigen Niveau oder darunter bleiben werden“. Zwar hatte auch keiner mit einer baldigen Anhebung des Leitzins gerechnet. Doch die EZB wollte wohl sicher gehen, dass einfach jeder merkt, man halte am Gelddrucken weiter fest.

Zuvor hatte auch die Bank of England zudem ebenfalls angekündigt, den Leitzins so bald nicht heben, sondern eher senken zu wollen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die steigenden Kurse nicht allzu lang anhalten werden. Schließlich wissen die Investoren, dass die EZB lieber die Märkte mit Worten als mit Taten beruhigt.

Die Reaktionen an den Börsen vielen jedoch sehr unterschiedlich aus. Während die Aktienkurse deutliche Gewinne verbuchten, rutschte der Eurokurs sehr stark ab. nach den Ankündigungen Draghis rutschte der Eurokurs zwischenzeitlich um 0,72 Prozentpunkte ab. Derzeit notiert er bei 1,29 Dollar.

Schließlich ist seit der Ankündigung des neuen Anleihekaufprogramms (OMT) nichts geschehen. Und mehr als bisher bekannt wollte auch Draghi am Donnerstag nicht zu den OMTs sagen. Man arbeite noch an dem gesetzlichen Rahmen. Dieser werde aber erst veröffentlicht, wenn ein Land nach den OMTs frage, so Draghi – warum sollte man auch vorher schon erfahren, wie es wirklich laufen soll!

Mit Blick auf die derzeitigen Entwicklungen an den Anleihemärkten dürfte das OMT-Programm jedoch bald gezückt werden. Portugals Renditen schossen am Mittwoch auf über acht Prozent und Italien musste am Donnerstag bei einer Auktion höhere Zinssätze hinnehmen (hier).

Aber in Portugal selbst sah der EZB-Chef zumindest offiziell keine wirkliche Gefahr:

„Ich denke, Portugal hat sehr bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Es war ein schmerzhafter Weg und die erzielten Ergebnisse waren sehr bedeutend, bemerkenswert, wenn nicht sogar überragend. Wir sollten der Regierung und Minister Gaspar (…) dafür Kredit zollen.“

Mit Blick auf die Nachfolgerin des zurückgetretenen, portugiesischen Finanzministers sagte Draghi, „Portugal ist in sicheren Händen“. Bezüglich der politischen Situation im Land wolle er sich jedoch nicht äußern, „da das nicht meine Aufgabe ist“. Aber auch Griechenland habe erhebliche Fortschritte seit Beginn des Bailouts gemacht.

Natürlich wurde Draghi auch auf die drohenden Milliarden-Verluste durch Derivategeschäfte des italienischen Staates angesprochen. Immerhin wurden diese abgeschlossen, als er noch als Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums war (mehr hier). Draghi sagte, dass diese Verträge gänzlich legal waren und in Übereinstimmung mit den offiziellen Regulierungen. Sie wurden gänzlich durchgeschaut, so der EZB-Chef. Man habe diese nur abgeschlossen, um Italien vor Verlusten am Devisenmarkt zu schützen. „Das ist der einzige Grund, warum sie gemacht wurden“, so Draghi.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...