Politik

Wanzen in der Botschaft von Ecuador: Wikileaks-Assange sorgt für Verwirrung

Lesezeit: 1 min
04.07.2013 13:41
In der Botschaft Ecuadors in London soll eine Wanze im Büro des Botschafters gefunden worden sein. Ecuadors Außenminister Patino zeigte sich „sehr beunruhigt“. In der Botschaft ist seit mehr als einem Jahr Wikileaks-Gründer Julian Assange untergebracht. Dieser spielt im Prism-Skandal eine undurchsichtige Rolle. Wie überhaupt die Zweifel an der ganzen Whistleblower-Geschichte wachsen.
Wanzen in der Botschaft von Ecuador: Wikileaks-Assange sorgt für Verwirrung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der ecuadorianischen Botschaft in London, die Wikileaks-Gründer Julian Assange seit mehr als einem Jahr Unterschlupf gewährt, wurde eine Wanze gefunden. Das „Spionage-Mikrofon“ sei bereits am 14. Juni entdeckt worden. Das teilte der Außenminister des Landes, Ricardo Patino, am Mittwoch mit.

Ecuador bittet nun die britischen Behörden um Mithilfe bei der Aufklärung des Falles. Die Wanze sei in einem elektronischen Gerät im Büro des Botschafters versteckt gewesen, berichtet CNN. Die Entdeckung „beunruhigt uns sehr“, so Patino. Das Bauteil habe eine SIM-Karte enthalten und sei dafür gemacht worden, vertrauliche Gespräche nach außen zu übertragen. Vertreter der Botschaft vermuten, dass es mehrere Wochen lang in Betrieb gewesen sein könnte.

Die Wanze sei zwei Tage vor dem geplanten Eintreffen des Außenministers in der Botschaft gefunden worden, sagte dieser. Weiters lägen den Behörden Hinweise auf eine Beteiligung einer privaten britischen Überwachungsfirma vor. Details dazu wollte Patino nicht preisgeben.

Die Meldung kommt inmitten der weltweiten Debatte um die Abhörtechniken von Geheimdiensten mehrerer Länder. Ecuador spielt darüber hinaus eine wesentlich Rolle im diplomatischen Tauziehen rund um den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden.

Eine besonders undurchsichtige Rolle spielt dagegen Wikileaks-Erfinder Assange: Er hat offenbar die Anreise Snowdons durch seine unbedachten - oder gezielten? - öffentlichen Aussagen verhindert: Nach Informationen in britischen Medien soll Snowden schon die Papiere für die Einreise nach London besessen haben, wo er direkt in die Botschaft von Ecuador gebracht werden sollte.

Welche Rolle diese Whistleblower wirklich spielen, ist unklar. Assange hat das Erscheinen Snowdens dazu genützt, sich in der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen. Beobachter in London halten es jedoch für denkbar, dass das Ganze ein abgekartetes Spiel der US-Geheimdienste sein könnte. Die Geheimdienste könnten versuchen, die Überwachung als Normalzustand zu etablieren. Dies geschieht häufig durch die Positionierung von vermeintlichen Abtrünnigen. Ein NSA-Mann sagte der Wochenzeitung Zeit, dass er die Diskussion um die Überwachung für "gesund" halte. Damit werde den Bürger klar, wie wichtig die Bürgerrechte sind.

Derlei Doppeldeutigkeit lässt darauf schließen, dass nicht alles Zufall ist, was als solcher erscheint.

Allerdings scheinen die US-Geheimdienste auch sehr anfällig für Fehler zu sein.

Eine solche Panne ist den Geheimdiensten unterlaufen, als sie von den Russen auf eine falsche Fährte geschickt wurden und den bolivianischen Präsidenten Evo Morales in Wien abfangen ließen (hier). Damit haben die Amerikaner so ziemlich die ganze Welt gegen sich aufgebracht, wodurch die weitere Arbeit eher behindert als befördert wird.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...