Deutschland

European Business School: Steuerverschwendung in Frankfurt

Lesezeit: 2 min
09.07.2013 11:11
Der EBS-Untersuchungsausschuss werde von der hessischen Landesregierung bewusst blockiert, sagt die Opposition. Die staatliche Förderung der privaten Hochschule war im Vorfeld nicht ausreichend geprüft worden. Dem Steuerzahler verursachte dies Millionenkosten.
European Business School: Steuerverschwendung in Frankfurt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die rot-grüne Opposition des Bundeslandes Hessen klagt vor dem Staatsgerichtshof. Sie wirft der der schwarz-gelben Koalition vor, die Arbeit des Untersuchungs-Ausschusses zur European Business School (EBS) bewusst zu verschleppen.

Bis zur Landtagswahl am 22. September wird der EBS-Untersuchungsausschuss kaum zu einem Ergebnis kommen, berichtet die FR. Möglicherweise wird sich das Gremium sogar auflösen, ohne die Arbeit beendet zu haben. SPD und Grüne gehen davon aus, dass die Koalition die Arbeit des Ausschusses absichtlich blockiere. CDU und FDP handelten verfassungswidrig, sagte die Opposition am Montag in Wiesbaden. „Angesichts dieser unkooperativen Hinhalte- und Verzögerungstaktik“ wollen sie nun den Staatsgerichtshof anrufen.

Der Anwalt der Opposition Jochim Wieland sieht das Recht des Parlaments ausgehebelt, mit einem Untersuchungsausschuss das Regierungshandeln zu kontrollieren. Zudem habe der Bürger ein berechtigtes Interesse, dass die Umstände noch vor der Landtagswahl am 22. September aufgeklärt werden.

Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte im Jahr 2009 entschieden, den Aufbau einer juristischen Fakultät in Wiesbaden mit 24,7 Millionen Euro zu fördern. Doch laut hessischem Rechnungshof hatte die Regierung das Vorhaben im Vorfeld nicht ausreichend geprüft. Daher hätte Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) die Mittel gar nicht freigeben dürfen. Bisher sind 23 Millionen Euro an die EBS geflossen.

Der Rechnungshof hatte die Liquidität der EBS angezweifelt. Zwar habe das Finanzierungskonzept der EBS vorgesehen, dass die Hochschule die Kosten für die bestehende Wirtschafts- und die neue juristische Fakultät selbst bezahlt. Doch laut Rechnungshof wurden sie 2009 und 2010 „nahezu vollständig vom Land übernommen.“

Die Versäumnisse bei der EBS, die der Rechnungshof bemängelte, fallen in die Amtszeit des ehemaligen EBS-Präsidenten Christopher Jahns. Gegen ihn wurde Anklage wegen Untreue erhoben worden, weil er einer Beratungsfirma, die zum Teil ihm gehörte, EBS-Aufträge zugeschanzt hatte.

Der Untersuchungsausschuss nahm im Dezember seine Arbeit auf, doch er kommt kaum voran. So habe es vier Monate gedauert, bis die Landesregierung die notwendigen Akten zu Verfügung gestellt habe, sagte SPD-Obmann Marius Weiß. Es sei „bemerkenswert“, dass in den ersten sieben Monaten kein einziger Zeuge gehört worden sei, sagte der Anwalt der Opposition Wieland. „Das ist eine Rechtsverletzung, die auf der Hand liegt.“ Erst am 8. August wird der erste der 50 nominierten Zeugen vernommen werden.

Rot-Grün rechnet allerdings nicht mit neuen Erkenntnissen. Denn an einem Tag sollen acht Personen angehört werden. Das sei nicht zu schaffen, sagte Grünen-Obmann Daniel May. Auch seien sieben der Zeugen von der Regierungskoalition und nur einer von der Gegenseite. Die politisch Verantwortlichen sind Wissenschaftsministerin Kühne-Hörmann und der stellvertretende EBS-Aufsichtsratsvorsitzende Walter Arnold. Doch werden die CDU-Politiker voraussichtlich nicht bis zur Wahl im September befragt werden können.

Und wenn Schwarz-Gelb die Blockadehaltung nicht aufgibt, wird es wohl niemals zu einer Aufklärung kommen. Denn mit einer Entscheidung des Staatsgerichtshofs sei kaum vor Januar zu rechnen, sagte Wieland.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...