Finanzen

Manipuliert: Banken zocken Rentner im großen Stil ab

Lesezeit: 1 min
05.08.2013 10:50
Banken haben Millionen durch die Manipulation von Zins-Derivaten verdient. Die Leittragenden sind Unternehmer und Rentner. Der Index ISDAfix bestimmt den Wert von Rentenfonds, Staatsanleihen und Immobiliengeschäften.
Manipuliert: Banken zocken Rentner im großen Stil ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

US-Behörden haben einen neuen Betrugsfall aufgedeckt: Banken haben durch koordinierte Massenverkäufe den Richtwert für Zins-Derivate (ISDAfix) manipuliert. Die Überwachung von Telefonaten und Emails durch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ergab, dass die Banken an der Wall Street den Händlern Aufträge erteilt haben, so viele Zins-Swaps wie möglich zu kaufen oder verkaufen, um dadurch den Börsen-Index ISDAfix auf einen bestimmten Wert zu  heben oder zu drücken.

Durch die Aktion haben die Banken Profite in Millionenhöhe einfahren können. Der ISDAfix ist Richtgröße für Zins-Derivate, die zum Beispiel von dem Kalifornischen Rentenfonds im öffentlichen Dienst genutzt wird, heißt es einer anonymen Quelle von Bloomberg zufolge. Das verstößt gegen geltendes Recht in den USA, da Händler nicht aktiv in die Preisgestaltung eingreifen dürfen.

Die Banken nehmen bei dem Betrugsgeschäft kurzfristige Handelskosten von mehreren hunderttausend Dollar in Kauf, um später Millionen durch die Manipulation des ISDAfix um 0,0025 Prozentpunkte verdienen zu können. Was die einen einnehmen, verlieren die anderen. Rentenfonds schreiben Verluste, da sie nicht in die Insidergeschäfte eingeweiht sind.

Die Enthüllungen um die Manipulation des Libor-Index ist nur der Anfang (mehr hier). Nahezu alle Preise an der Börse werden manipuliert, von Zinsraten über Währungen bis hin zu Waren. Die Strafen, die durch die Manipulation des Libor-Index an die Banken verhängt wurden, halten sich in Grenzen  (etwa 2,5 Milliarden Dollar). Allein im Währungsmarkt werden hingegen 4,7 Billionen Dollar täglich gehandelt.

Die Manipulation des ISDA-Index trifft jedoch mehr Menschen direkt, da auch Rentenfonds den Index für Spekulationen nutzen. „In drei Jahren wird ISDAfix eine große Story werden und kann, was die Schäden angeht, potenziell größere Ausmaße als Libor annehmen“, sagte Jach Chan Finanzberater und Swap-Experte bei SFC Associates in New York.

ISDAfix bewertet den Derivate-Handel mit Swaptions, sogenannten Optionen auf Tauschgeschäfte. Zu einem bestimmten Zeitpunkt können feste gegen dynamische Zins-Geschäfte getauscht werden. Die ausstehenden Wetten mit Swaptions belaufen sich für Ende Juni auf knapp 30 Billionen Dollar.

Der Index regelt auch den Wert von europäischen Staatsanleihen und Sicherheiten im Wert von 550 Milliarden Dollar, die in kommerziellen Immobiliengeschäften gebunden sind.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...