Noch vor seinem Ausscheiden als Microsoft CEO hat Steve Ballmer die Übernahme von Nokia über die Bühne gebracht. Der Software-Hersteller Microsoft zahlt für den Telefonhersteller Nokia 3,79 Milliarden Euro und für die Patente 1,65 Milliarden Euro.
Das Übernahme-Geschäft verwandelt Nokia über Nacht vom Geräte-Hersteller zu einem Telekommunikations-Unternehmen, berichtet die FT. Der einstige Weltmarktführer unter den Handy-Herstellern war in den vergangenen Jahren der Pleite mehrmals nur knapp entgangen.
Stephen Elop, derzeit noch Chef bei Nokia, wird Vorsitzender des Mobilfunk-Bereiches bei Microsoft und kehrt damit zu seinem alten Arbeitgeber zurück. Elop wird als Kandidat für Steve Ballmer als Microsoft CEO gehandelt. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag sagte er, man müsse gemeinsam die Muskeln spielen lassen, um „bei den Konsument durchzubrechen“.
Elop war es auch, der nach seinem Amtsantritt als Nokia Chef das Betriebssystem Windows 8 auf Nokia Handys einführte. Spekulationen, Elop könne als Schläfer bei Nokia eingeführt worden sein, um die Übernahme einzufädeln, wurden von Nokias Vize-Chef Risto Siilasmaa heruntergespielt. „Ich selbst haben den Prozess geleitet. Die Entscheidung lag in der Hand des gesamten Vorstands.
Microsoft-Chef Ballmer war wegen schlechter Konzern-Ergebnisse in die Kritik geraten. Er kündigte an, binnen eines Jahres zurückzutreten (mehr hier). Für Microsoft bringt der Deal ein enormes Potenzial mit sich, sein mobiles Betriebssystem auch auf eigenen mobilen Endgeräten vertreiben zu können.
Schweizer Nationalbank gewinnt Milliarden
Die Neuigkeiten ließen die Aktien von Nokia um fast 40 Prozent ansteigen. Die Schweizerische Nationalbank profitiert enorm von dem Preisanstieg. Bei dem aktuellen Kurs hält die SNB Aktien im Wert von über 100 Millionen Euro, über die Hälfte davon kam durch Wertsteigerungen zustande, berichtet der Tagesanzeiger.
Der Marktanteil von Microsoft ist in den vergangenen zwei Jahren von 17 auf drei Prozent gefallen. Einen Gewinn wird Microsoft voraussichtlich erst 2016 erzielen. Zunächst müssten 250 Millionen Euro investiert werden, um eine neues Datenzentrum zu bauen. 32.000 Mitarbeiter werden von Microsoft übernommen.
Der Markt wird sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Hersteller wie Dell und Lenovo könnten von der neuen Symbiose aus Microsoft und Nokia profitieren, sagte Ballmer. Hersteller wie Samsung, LG und HTC hingegen haben daher nun noch weniger Anreize Mobilgeräte für Microsofts Betriebssystem Windows 8 bereitzustellen.
Der Deal, der von den Investmentbanken JPMorgan und Goldman Sachs begleitet wurde, muss noch von den Aktionären und den Kartellbehörden genehmigt werden.