Politik

Türkisches Handelsdefizit explodiert

Lesezeit: 1 min
15.02.2014 00:09
Die türkischen Importe steigen schneller als die Exporte. Mittlerweile verzeichnet die Türkei das sechstgrößte Defizit weltweit. Die Fed und der IWF beurteilen das Land deshalb als sehr krisenanfällig.

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Handelsdefizit der Türkei wächst schneller als erwartet. Wie die Regierung bekannt gab, liegt das Defizit für 2013 bei etwa 65 Milliarden Dollar. Dadurch beträgt es mittlerweile acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Seit dem letzten Jahr ist das türkische Defizit nochmals deutlich angestiegen. Im Jahr 2012 erreichte es bereits 49 Milliarden Dollar.

Die Handelsbilanz erfasst alle Warenexporte und Warenimporte. Wenn ein Land mehr importiert als es exportiert, spricht man von einem Handelsdefizit. Die Türkei verzeichnet das sechstgrößte Handelsdefizit weltweit. Das größte Defizit haben weiterhin die USA mit 471,5 Milliarden Dollar. Darauf folgen Indien, Japan, England und Frankreich.

Allein im Dezember 2013 importierte die Türkei für 8,3 Milliarden Dollar mehr Waren als sie exportierte, wie die FT berichtet. Diese Zahl sei „wahrhaft erschreckend“, sagte Tim Ash, der Schwellenmarkt-Stratege der Standard Bank. Darüber hinaus sei das ausländische Direktinvestment in der Türkei mit 9,6 Milliarden Dollar nur halb so hoch wie noch vor fünf Jahren, so Ash.

Die US-Zentralbank Fed bewertete die Türkei aufgrund ihres hohen Defizits diese Woche als das anfälligste Schwellenland. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzte die Situation in der Türkei in einer Studie vom Oktober 2013 bereits ähnlich bedrohlich ein, wie die Fed.

Die Entscheidung der Fed, ihr Anleihekaufprogramm zu drosseln, hat die wirtschaftliche Situation der Türkei nochmals verschlimmert. Die folgende Kapitalflucht brachte die Währung massiv unter Druck (mehr hier). Die türkische Zentralbank musste mit einer starken Leitzins-Erhöhung eingreifen und zog zwischenzeitlich sogar Kapitalverkehrskontrollen in Erwägung, um die Kapitalflucht zu stoppen (hier).

„Die Finanzierung der Türkei ist hochgradig abhängig von kurzfristigem Kapitaleinfluss, da langfristigere und stabilere Formen der Finanzierung wie ausländische Direktinvestments zunehmend schwächer werden“, sagte Ilker Domac von der Citibank der FT.

Die Türkei leidet unter einem starken Verfall der türkischen Lira. Dadurch verteuerten sich die Importe von Erdöl und Erdgas enorm, von denen das Land hochgradig abhängig ist (hier).

Zudem droht vielen türkischen Unternehmen durch die Währungskrise der Bankrott. Letzte Woche wurden Daten veröffentlicht, die eine stark ansteigende Auslandsverschuldung türkischer Unternehmen aufzeigen. Demnach stiegen ihre Verbindlichkeiten von 65 Milliarden Dollar im Jahr 2008 auf 170 Milliarden Dollar im Oktober 2013.

Aufstrebende Unternehmen aus den Schwellenländern verschuldeten sich zu Boom-Zeiten massiv in Dollar. Nun wo die landeseigenen Währungen unter Druck geraten und ihre Schulden sich verteuern, bekommen viele dieser Firmen enorme Probleme. Es drohen weltweite Kreditausfälle, die  das globale Finanzsystem in ernsthafte Bedrängnis bringen können (hier).



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...