Gemischtes

EU verwehrt Kindern lebensrettende Medikamente

Lesezeit: 1 min
16.02.2014 00:08
Die EU verbietet den Einsatz von Krebsmedikamenten bei Kindern, obwohl sie bei Erwachsenen wirken. Um sie den Kindern zugänglich zu machen, müssten die Medikamente zusätzliche, teure Tests durchlaufen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Wissenschaftler der Kinder-Onkologie des britischen Instituts für Krebsforschung (ICR) fordern für eine adäquate Krebshilfe Änderungen im EU-Recht. Schlupflöcher führen dazu, dass krebskranken Kindern der Zugang zu möglicher Weise lebensrettenden Medikamenten verweigert wird, so die Forscher. Das EU-Recht ermöglicht es nämlich Pharmaunternehmen, auf pädiatrische Studien zu verzichten. Doch genau diese sind notwendig, um Medikamente für Erwachsene auch für Kinder zugänglich zu machen.

Kaum neue Medikamente für Kinder

„Viele für Erwachsene entwickelte Krebsmedikamente könnten auch bei Kindern wirksam sein, wenn wir in der Lage wären, sie in klinischen Studien zu testen“, zitiert euractive.com Louis Chesler vom britischen Institut für Krebsforschung (ICR). Denn die Pharmaunternehmen können schlicht die Durchführung dafür notwendiger Tests unterlassen. Auch wenn ein Wirkungsmechanismus den Verdacht erhärten ließe, selbst für Kinder wirksam zu sein. Das führe dazu, dass es sehr lange dauert, bis es für Kinder wieder neue Krebs-Medikamente gibt. Der Anreiz, dass Pharmaunternehmen eine längere Marktexklusivität erhalten, wenn ihre Medikamente auch für Kinder getestet werden, genügt nicht.

Teure Test sollen vermieden werden

Da moderne Krebsmedikamente mittlerweile stark auf genetische Charakteristika von Tumoren abgestimmt sind, können einige von ihnen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern Erfolge erzielen. Nicht selten hilft eines dieser Medikamente, das für eine ganz bestimmte Krebserkrankung von Erwachsenen entwickelt wurde, bei Kindern mit einer ganz anderen Krebserkrankung. Um das jedoch festzustellen, bedürfte es der Studien, die so viele Pharmaunternehmen meiden. Doch viele Unternehmen verweisen bei neuen Medikamenten darauf, dass sie nur für spezifische Erkrankungen bei Erwachsenen entwickelt worden seien und deswegen weitere Studien für die Anwendbarkeit bei Kindern nichts bewirken würde.

So wurden seit 2007 28 Krebsmedikamente für Erwachsene zugelassen – 26 von diesen könnten auch bei krebskranken Kindern eine Wirkung erzielen. Aber allein 14 mussten nicht auf ihre Kindertauglichkeit getestet werden, da sie de Pharmafirmen zufolge für ganz spezifische Erkrankungen bei Erwachsenen entwickelt wurden. Das sind jedoch 14 Medikamente, die trotz der exklusiven Entwicklung für bestimmte Krebserkrankungen bei Erwachsenen auch für Kinder mit anderen Krebserkrankungen hätten relevant sein können. Aber die Pharmafirmen wollen weitere teure Tests vermeiden und versuchen auf diese Weise, die Relevanz für Kindererkrankungen herunterzuspielen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...