Deutschland

Hoeneß-Verteidigung fordert Einstellung des Verfahrens

Lesezeit: 1 min
13.03.2014 12:33
Die Verteidiger von Uli Hoeneß halten allenfalls eine Bewährungs-Strafe für den Präsidenten des FC Bayern München für angemessen. Die Staatsanwaltschaft spricht dagegen von "krimineller Energie" des Angeklagten. Das Urteil wird für den Nachmittag erwartet.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Steuern  

Die Staatsanwaltschaft will Uli Hoeneß wegen schwerer Steuerhinterziehung hinter Gitter bringen. Anklagevertreter Achim von Engel plädierte am Donnerstag vor dem Landgericht München auf fünf Jahre und sechs Monate Haft. Von den sieben Fällen von Steuerhinterziehung seien vor allem die ältesten besonders schwer, weshalb der Strafrahmen die fünf Jahre für einfache Hinterziehung überschritten sei. Hoeneß habe kriminelle Energie an den Tag gelegt. Die Verteidigung des FC-Bayern-Präsidenten forderte indes die Einstellung des Verfahrens oder allenfalls eine Bewährungsstrafe.

Die Staatsanwaltschaft argumentierte dagegen, die Selbstanzeige des 62-Jährigen sei unwirksam, weil die notwendigen Unterlagen zunächst lückenhaft gewesen und dann zu spät vorgelegt worden seien. Zwar sei dem Angeklagten anzurechnen, dass er die Hinterziehung gestanden habe und der Fall in der Öffentlichkeit hohe Wellen schlage, das seien aber keine ausreichenden Gründe für eine Bewährungsstrafe. Auch seine "Lebensleistung" helfe ihm nicht: In der Zeit, in der Hoeneß in Deutschland 25 Millionen Steuern gezahlt habe, habe er in der Schweiz mehr als 27 Millionen hinterzogen. Zudem habe er auf das schließlich geplatzte Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz gepokert. Darin war vorgesehen, dass Steuersünder unter bestimmten Bedingungen straffrei bleiben konnten.

Hoeneß' Verteidiger Hanns Feigen bezeichnete die Strafforderung als "völlig verfehlt" und verlangte für seinen Mandanten die Einstellung des Verfahrens, allenfalls eine Bewährungsstrafe. Die Selbstanzeige habe lediglich kleinere Fehler enthalten, sei aber an sich wirksam. Er kündigte an, der Wurstfabrikant werde die ausstehende Steuerschuld von gut 27 Millionen Euro begleichen - "unter Aufbietung aller Kräfte". Auf die Höhe der hinterzogenen Summe komme es für das Urteil, das später am Donnerstag folgen soll, nicht an.

Zudem habe sein Mandant bereits durch die Empörung in der Öffentlichkeit gelitten. "Das Urteil scheint schon außerhalb dieses Gerichtssaals getroffen worden zu sein", sagte der Jurist. "Idioten standen am Zaun. Idioten haben Drohbriefe geschrieben bis hin zu Morddrohungen." Außerdem seien die Gewinne, auf die seinerzeit die Steuern angefallen seien, längst verloren. Die Nachzahlung müsse Hoeneß nun aus anderen Mitteln aufbringen.

Die Kammer zog sich in der Folge mehrere Stunden zur Urteilsberatung zurück. Ein Freispruch kommt aus juristischen Gründen nicht in Betracht. Bestenfalls kann Hoeneß auf eine Einstellung des Verfahrens ohne Auflagen hoffen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...