Politik

Botswana zeigt: Reichtum kann gerecht verteilt werden

Lesezeit: 2 min
01.04.2014 00:09
Botswana – flächenmäßig so groß wie Frankreich – ist in vieler Hinsicht ein leuchtendes Beispiel wie sich Afrika aus der Misere befreien könnte. Es ist ein Vorbild für wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand sowie politische und soziale Stabilität in Afrika.

Mehr zum Thema:  
Afrika >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Afrika  

Gutes Regieren ist auch in Afrika möglich. Dies zeigt Botswana, die älteste Demokratie des Kontinents. Transparency International lobt, dass demokratische Strukturen in allen Bereichen des Landes zu finden sind. Die Gerichte sind unabhängig, Journalisten und Oppositionelle werden nicht bedroht, es finden regelmäßig Wahlen statt, und das 1995 gegründete Büro des Ombudsmannes vertritt die Interessen der Bürger. Niemals – einmalig in Afrika – haben politische Gegner im Gefängnis gesessen.

Botswana – flächenmäßig so groß wie Frankreich – ist in vieler Hinsicht ein leuchtendes Beispiel wie sich Afrika aus der Misere befreien könnte. Es ist ein Vorbild für wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand sowie politische und soziale Stabilität in Afrika. Seit einem halben Jahrhundert ist es eine bewundernswerte Demokratie, die sich um die Menschen des Landes kümmert. Es gibt eine funktionierende Infrastruktur und keine Energieversorgungsprobleme. Botswana hat seinen Diamantenreichtum (etwa ein Fünftel der globalen Diamantenproduktion) erfolgreich genutzt und hat einen hohen Entwicklungsstand erreicht. Botswana hatte aber auch schon eine geringe Korruption und gut funktionierende Institutionen, bevor die Edelsteine entdeckt wurden. Die Rohstoffeinnahmen fließen in einen Staatsfonds – ähnlich dem Fonds in Norwegen – , worüber das Land auch in Bildung, Gesundheit, nachhaltigen Tourismus und die Zukunft investiert. Damit kommt der Reichtum nicht nur einer kleinen Elite zugute.

Der Zukunftsfonds wird dafür sorgen, dass auch künftige Generationen von dem Reichtum profitieren können. In der Hauptstadt fehlen pompöse Bauwerke und unsinnige Prestigeprojekte, stattdessen wurde in Schulen, Krankenhäuser, Wasserprojekte und Infrastruktur investiert. Die enormen Einkommen aus dem Diamantenabbau fördern die langfristige ökonomische und soziale Entwicklung. Das ist in Afrika bei zahlreichen anderen rohstoffreichen Ländern nicht der Fall. 15 % der Diamanten gehören heute dem Staat, der diese Steine auf eigene Rechnung verkauft. Vor zehn Jahren begnügte man sich noch mit Steuern und Lizenzeinnahmen. Seit 2013 lässt De Beers, der größte Diamantenkonzern der Welt, sein gesamtes Angebot an Rohdiamanten aus aller Welt in Gaborone - statt bisher in London- sortieren und handeln. Gut ausgebildete Fachkräfte und gute Infrastrukturen sind vorhanden. Bereits heute gibt es dort 16 Schleif- und Polierstätten.

Botswana zeigt einmal mehr durch kluge Verträge, dass Afrika sich nicht mit der Rolle als Rohstofflieferant begnügen muss. Die Fiskalpolitik ist vorbildlich. Im Staatshalt 2012/13 gab es sogar einen Überschuss. Bildung und Gesundheitsversorgung sind kostenlos. Die finanzielle und psychologische Betreuung von Aids-Waisen ist für afrikanische Verhältnisse vorbildlich. Die Führung des Landes hat verstanden wie stark der Wohlstand und Lebensqualität eines Landes von der Bildung abhängt. Die Anstrengungen lohnen sich. Das Bildungsniveau ist heute ein zuverlässiger Gradmesser für die langfristige Wohlstandsentwicklung und Stabilität eines Landes. Es spielt eine Vorreiterrolle bei gutem Regierungsmanagement. Es hat eine qualitativ hohe Bildungsinfrastruktur. Ausstattung als auch Qualitätssicherung sind sehr gut und die Bevölkerung profitiert davon. Botswana zeigt, dass es nicht auf die Größe eines Landes ankommt, sondern was man damit macht. Die Botswaner sind stolz auf ihr Land, weil sie Zukunftschancen in der Heimat haben.

Volker Seitz, Jahrgang 1943, war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig, unter anderem bei der EU in Brüssel sowie in mehreren Ländern Afrikas. Volker Seitz gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“, welches dieser Tage in erweiterter siebter Auflage bei dtv erscheint.

 


Mehr zum Thema:  
Afrika >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...