Die türkische Regierung baut ihr Mauer-System an der Grenze zu Syrien aus. Den Ausbau begründet sie mit verschärften Einreise- und Ausreisekontrollen. Illegale Flüchtlinge, Schmuggler und die Bedrohung durch Al-Qaida-Terroristen bereiten den Behörden Kopfzerbrechen. Die Grenzgebiete bergen ein großes soziales- und sicherheitspolitisches Potenzial in sich. Doch daran ist auch die verfehlte Syrien-Politik der Türkei Schuld.
Denn in den vergangenen Jahren hat Ankara eine Politik der offenen Tür betrieben. Hunderttausende Syrer wurden unkontrolliert in das Land gelassen. Die Türken im Grenzgebiet zweifeln an der Effektivität der Mauer. „Die großen Schmuggler können ohnehin nicht gestoppt werden. Die haben spezielle Vereinbarungen“, zitiert Reuters einen Bürger aus dem türkischen Grenzdorf Bükülmez. Der wolle von Reuters nicht namentlich genannt werden, weil er selbst Menschen-Schmuggler sei.
Doch die Erdoğan-Regierung hält am Mauerbau-Vorhaben fest. So wurde in der südlichen Provinz Hatay mittlerweile eine portable Betonmauer errichtet. Die Betonmauer besteht aus drei Meter langen Einzelstücken und wurde unweit des türkisch-syrischen Grenzdorfes Kuşaklı errichtet, um die illegalen Grenzübertritte einzudämmen. Am Ende soll sie gut 1200 Meter lang werden und insgesamt neun Tonnen wiegen. Neu ist diese Vorgehensweise nicht. Eine ähnliche Mauer wurde bereits in der syrischen Grenzstadt Atmer eingesetzt.
In diesem Januar wurde eine weitere Mauer in der südöstlichen Provinz Gaziantep errichtet, um die Menschen an der illegalen Umgehung der Checkpoints zu hindern. Eine Anlage zwischen Nusaybin und Qamischli führte im vergangenen Oktober allerdings zu Protesten auf beiden Seiten der Grenze. Schließlich trat der Bürgermeister von Şırnak sogar in einen Hungerstreik.