Politik

Chinesen fliehen vor gewaltsamen Protesten in Vietnam

Lesezeit: 2 min
15.05.2014 14:27
Chinesische Bürger verlassen zu Hunderten fluchtartig Vietnam. Bei gewaltsamen Ausschreitungen sind dort mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Chinesen. Die Proteste richten sich gegen die Expansionspolitik Chinas im Südchinesischen Meer.
Chinesen fliehen vor gewaltsamen Protesten in Vietnam

Mehr zum Thema:  
China >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
China  

Bei den anti-chinesischen Protesten in Vietnam sind nach Angaben eines Arztes mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte Chinesen flohen nach Polizeiangaben vor der Gewalt in den Industriezonen ins Nachbarland Kambodscha. China äußerte sich am Donnerstag besorgt und forderte Schadenersatz.

Auslöser der Proteste sind Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer. Dort bohrt China nach Öl in einem Seegebiet, das auch Vietnam für sich beansprucht (mehr hier). Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern sind dadurch so stark belastet wie  seit Ende des kurzen Grenzkrieges 1979 nicht mehr.

Fünf der Toten seien vietnamesische Arbeiter, die anderen 16 seien vermutlich Chinesen, sagte ein Arzt in der zentralen Provinz Ha Tinh. In der Nacht seien rund 100 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert worden, darunter viele Chinesen. Am Morgen seien weitere Verletzte gebracht worden.

In Ha Tinh habe eine aufgebrachte Menge das Stahlwerk der Formosa Plastics Group in Brand gesteckt, teilte der Konzern aus Taiwan mit. Dabei seien ein chinesischer Arbeiter getötet und 90 weitere verletzt worden. Unklar war zunächst, ob diese Opferzahlen bereits in den Angaben des Arztes enthalten sind. Die Formosa Platics Group ist der größte taiwanische Investor in Vietnam. Das Stahlwerk soll das größte in Südostasien werden, wenn es 2017 fertiggestellt ist.

Ein Sprecher der kambodschanischen Polizei sagte, mehr als 600 Chinesen hätten bei Bavet die Grenze überquert. Sie seien in Gästehäusern und Hotels untergebracht worden. „Wenn sich die Situation wieder beruhigt hat, werden sie vermutlich nach Vietnam zurückkehren oder woandershin ausreisen“, sagte er. Bavet liegt an der Fernstraße von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh.

Auf dem Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt drängten sich zahlreiche Chinesen, die einen der ersten Flüge nach China, Malaysia, Kambodscha, Taiwan oder Singapur erwischen wollten. „Wir wollen nur schnell Vietnam verlassen“, sagte ein Mann, der für ein Stahlwerk arbeitet und ein Ticket nach China ergattert hatte. „Egal ob nach Thailand oder Kambodscha - Hauptsache raus aus Vietnam.“

Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums äußerte sich besorgt über den Ausbruch der Gewalt. Sie forderte die vietnamesischen Behörden auf, die Gesetzesbrecher zu bestrafen und die Opfer zu entschädigen.

In den Industriezonen Vietnams, die das Rückgrat seiner Wirtschaft sind, hatte am Mittwoch eine aufgebrachte Menge Fabriken gestürmt, geplündert und in Brand gesetzt. Der Zorn der Demonstranten in den südlichen Provinzen Binh Duong und Dong Nai richtete sich vor allem gegen taiwanische Firmen, die sie in chinesischem Besitz wähnten.

Der US-Sportartikelhersteller Nike erklärte, er unterstütze die Entscheidung einiger Unternehmen, ihre Produktion in Vietnam zu stoppen. Die Sicherheit der Beschäftigten gehe vor. Mehrere Firmen wie der Schuhhersteller Yue Yuen, der Adidas und Nike beliefert, hatten am Mittwoch die Fertigung unterbrochen. Das Unternehmen Li&Fung teilte mit, einige seiner Zulieferer in Vietnam hätten die Produktion ausgesetzt. Li&Fung aus Hongkong ist eines der größten Handelshäuser der Welt und beliefert unter anderem Wal Mart mit Bekleidung, Spielwaren und anderen Gütern.


Mehr zum Thema:  
China >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...