Politik

Russland: Korruptions-Ermittler begeht Selbstmord bei Polizei-Befragung

Lesezeit: 1 min
25.06.2014 00:53
Ein Korruptions-Ermittler springt in Moskau während eines Verhörs aus dem Fenster. Er soll Selbstmord begangen haben. Doch Menschenrechtler äußern Zweifel. Der Ermittler soll für den Geheimdienst Geschäftsleute erpresst haben.
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Der russische Korruptionsermittler Boris Kolesnikow hat am Montag scheinbar Selbstmord begangen.

Er soll während eines Verhörs in Moskau mehrere Polizei-Beamte niedergeschlagen haben. Anschließend sei er im fünften Stock vom Balkon in den Freitod gesprungen, zitiert Interfax den Anwalt von Kolesnikow, Georgy Antonow.

Kolesnikow stand unter dem Verdacht des Amtsmissbrauchs. So soll er bei der Erpressung von wohlhabenden Geschäftsmännern beteiligt gewesen sein. Die Erpressungsgelder sollen an den Inlandsgeheimdienst FSB geflossen sein. Ihm drohten insgesamt zehn Jahre Haft.

Doch die Menschenrechts-Organisation Moskauer-Helsinki Gruppe (MHG) hat große Zweifel an der Erklärung der Selbstmord-Umstände. MHG-Chef Ljudmila Alexejewa sagte Interfax:

„Als er losrannte und die Beamten umhaute, wusste er also, dass ein Fenster offen stand? Das ist irgendwie komisch. Es ist unklar, ob er nun selbst gesprungen ist oder rausgeworfen wurde.“

Kolesnikow wird wohl eine Reihe von Korruptions-Geheimnissen mit ins Grab nehmen. Dabei ist der Filz zwischen Wirtschaft und Staatsbehörden weitgehend bekannt. Für das Phänomen, dass FSB-Beamte Gelder von Geschäftsleuten erpressen, wird in Russland der Begriff „Wymogateli“ verwendet. Macht wird zu Geld gemacht.

Im Regelfall werden Ermittlungen gegen einen wohlhabenden in die Wege geleitet. Damit werden Geschäftsmänner gefügig gemacht. Gegen eine Gegenleistung werden die Ermittlungen eingestellt, berichtete die Zeitung Nowaja Gaseta im Jahr 2010.

Viele FSB-Beamte bleiben fünf bis sieben Jahre im Dienst, um dann anschließend in Führungspositionen von Banken und Ölkonzernen zu wechseln. Die Russen nennen diesen Vorgang „Blatnije“.

Insbesondere von den Bail-Outs der vergangenen Jahre dürften die FSB-nahen Oligarchen profitiert haben. So wurde 2011 die Bank of Moscow mit einem Bail-Out in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar gesichert, berichtet BBC. Das war die bis dahin größte Finanz-Spritze der russichen Geschichte. Zehn Milliarden steuerte die Notenbank bei. Die restlichen vier Milliarden kamen von der staatlichen VTB-Bank.


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