Politik

Argentinien steuert zielsicher Richtung Staats-Bankrott

Lesezeit: 1 min
25.07.2014 00:58
Im Schulden-Streit zwischen Argentinien und US-Hedgefonds ist zu einem gerichtlich angeordneten Vermittlungs-Termin niemand erschienen. Beide Parteien beharren auf ihrer Position. Je mehr Zeit verstreicht, desto wahrscheinlicher wird ein argentinischer Zahlungsausfall. Die argentinische Währung verliert bereits deutlich an Wert.
Argentinien steuert zielsicher Richtung Staats-Bankrott

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Argentiniens nähert sich unausweichlich der Staatspleite. Im Schulden-Streit zwischen der argentinischen Regierung und amerikanischen Hedge-Fonds bekunden zwar beide Seiten ihre Hoffnung auf eine Einigung, zeigen jedoch wenig Interesse an einem Kompromiss. Ein US-Richter hatte für den Mittwoch ein Vermittlungsgespräch angeordnet. Keine der beiden Konfliktparteien tauchte auf. Weder eine argentinische Delegation noch Vertreter der Gläubigerseite nahmen den Termin wahr. Das verpasste Treffen wurde inzwischen nachträglich verschoben, berichtet Bloomberg.

Die Situation ist so verfahren, dass der zuständige Richter Griesa nun kontinuierliche Vermittlungsgespräche angeordnet hat, und zwar „so lange bis der Schuldenstreit gelöst ist.“ Bisher hat Griesa alle Versuche Argentiniens abgeschmettert, Teilbeträge an ausgesuchte Gläubiger auszuzahlen. US-Hedgefonds hatten die volle Auszahlung aller Schulden eingeklagt.

Argentiniens Präsidentin Fernandez de Kirchner sagte im Vorfeld, sie werde keinen Deal unterschreiben, der Argentiniens Zukunft aufs Spiel setzt. Kirchner beharrt auf der Position, nur diejenigen Gläubiger auszuzahlen, die dem Schulden-Schnitt bei Argentiniens Staatspleite 2001 zugestimmt hatten. Die US-Hedge-Fonds, die die volle Ausbezahlung aller Schulden vor einem US-Gericht eingeklagt haben, wollen Argentiniens Teilzahlungen an andere Gläubiger so lange blockieren, bis Argentinien bereit ist, ihnen die volle Summe zu erstatten.

Cristina de Kirchner zeigte sich bisher gewillt, lieber den Bankrott ihres Landes in Kauf zu nehmen. Den von Kirchner als Geier bezeichneten Hedge-Fonds die volle Summe von 1,3 Miliarden Dollar zurück zu zahlen, könne sich ihr Land nicht leisten, so Kirchner (mehr dazu hier). An den Finanzmärkten bekommt Argentinien keine Kredite mehr. China hat jüngst die Gelegenheit genützt und sich mit 7,5 Milliarden an Investitionskrediten in den argentinischen Energiemarkt eingekauft (mehr hier).

Die Folgen der Krise für die Währung ist in Argentinien bereits spürbar: Die argentinischen Pesos verlieren deutlich an Wert, weil der drohenden Zahlungsausfall eine Dollarknappheit auslöst. Der Dollar fungiert in Argentinien längst als Parallelwährung, weil kaum jemand der Stabilität des landeseigenen Peso mehr vertraut. Die Zentrabank versucht durch noch mehr Gelddrucken die Währung in Umlauf zu halten, dadurch liegt die Inflationsrate inzwischen bei 37 Prozent. Gleichzeitig dürfen Argentinier höchstens 2000 Dollar pro Monat tauschen, ein Gesetz mit dem Kirchner versucht, den Einzug des Dollars in ihrem Land einzudämmen. Als Resultat versuchen die Argentinier, ihr Geld in Dollar-Werte wie Immobilien oder Autos anzulegen. Häuser in Buenos Aires sind mit Pesos so gut wie nicht mehr zu bezahlen.

Besonders deutlich wird die Abwertung bei den Schwarzmarkt-Dollars: Während der offizielle Wechselkurs bei 8.1 Pesos pro Dollar steht, muss man auf den zahlreichen inoffiziellen Wechselstuben in Argentiniens Straßen bereits 12,5 Pesos pro Dollar bezahlen, wie Bloomberg berichtet.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...