Finanzen

Chinas heimliche Strategie zur Ablösung des Dollar als Welt-Währung

Lesezeit: 3 min
18.08.2014 00:04
Schritt für Schritt wird der Yuan zur Leitwährung und bringt China auf den Weg zur Weltmacht. Das Land kann sogar die USA in Schach halten, weil es enorme Mengen an Dollar-Reserven und US-Staatsanleihen hält.
Chinas heimliche Strategie zur Ablösung des Dollar als Welt-Währung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China gefährdet die Führungsrolle der USA, deren Macht seit vielen Jahrzehnten vor allem auf dem Dollar beruht. Es ist der mit Abstand größte Goldproduzent der Welt und verfügt über riesige Bestände an Währungsreserven und US-Staatsanleihen. Zudem hat das Land die USA als wichtigste Wirtschaftsmacht überholt, und der chinesische Yuan ist auf dem Weg zur neuen Weltwährung.

In China wurden im vergangenen Jahr 420 Tonnen Gold gefördert, so der amerikanische U.S. Geological Survey. Das Land stellte nach diesen Zahlen beachtliche 15 Prozent der weltweiten Goldproduktion. Es war der mit Abstand größte Goldproduzent vor Australien (255 Tonnen), den USA (227 Tonnen) und Russland (220 Tonnen).

Nach offizieller Darstellung verfügt die chinesische Zentralbank über Gold-Reserven im Umfang von nur 1.054 Tonnen. Das wäre gerade mal das anderthalbfache der chinesischen Jahresproduktion. Damit läge das Land nur auf Platz 6 hinter den USA, Deutschland, Italien, Frankreich und Russland.

Beamte der chinesischen Zentralbank haben in der Vergangenheit wiederholt gesagt, dass Gold für sie keine sinnvolle Anlage zur Diversifizierung sei. Doch diese Aussagen sind unglaubwürdig. Denn selbst die offiziellen chinesischen Daten des vergangenen Jahres zeigen, dass China viel mehr Gold produziert und importiert hat, als die Bürger des Landes kaufen konnten. Es wird daher vermutet, dass Chinas Zentralbank seit Jahren im Verborgenen massiv Gold kauft (mehr hier).

Tatsächlich könnte China über 4.500 Tonnen Gold verfügen (aktueller Wert 190 Milliarden Dollar), so der Goldanalyst Jeff Clark. Damit wäre das Land der zweitgrößte Goldbesitzer hinter den USA mit 8.134 Tonnen und vor Deutschland mit 3.387 Tonnen. Allerdings gibt es bei diesen beiden Staaten erhebliche Zweifel, ob ihr Gold tatsächlich noch in den Tresoren der Federal Reserve vorhanden ist (mehr hier).

Aufgrund seiner starken Wirtschaft hat China seit vielen Jahren enorme Handelsüberschüsse. Daher haben sich Chinas ausländische Währungsreserven (ohne Gold) innerhalb der letzten fünf Jahre mehr als verdoppelt – auf 3,99 Billionen Dollar. Das ist viel mehr als in allen anderen Staaten der Welt. Hinter China liegen laut IWF Japan mit ausländischen Währungsreserven im Umfang von 1,25 Billionen Dollar, Saudi-Arabien (733 Milliarden Dollar), die Schweiz (521 Milliarden Dollar) und Russland (432 Milliarden Dollar).

Mit seinen Dollar-Einnahmen hat China auch massiv US-Staatsanleihen gekauft. Das Land ist laut US-Finanzministerium mit 1,27 Billionen Dollar (Stand Mai) der größte ausländische Besitzer von US-Schuldpapieren vor Japan (1,22 Billionen US-Dollar) und Belgien (362 Milliarden Dollar). China hält 7,2 Prozent aller bestehenden US-Staatsanleihen. Allerdings hat das Land seine Bestände im Verlauf des letzten Jahres um 2 Prozent zurückgefahren.

Die enormen Mengen an Dollar und US-Staatsanleihen verleihen der chinesischen Führung eine große Macht über die USA. Und man kann bisher nicht beobachten, dass China sich von seinen Dollar-Papieren trennt. Russland hingegen hat zuletzt seine ausländischen Dollar-Reserven im großen Stil zurückgefahren und massiv US-Staatsanleihen verkauft (mehr hier).

Doch beide Konkurrenten der USA haben gemeinsam, dass sie den Dollar im internationalen Handel vermeiden wollen. Hier liegt die große Gefahr für das bestehende Dollar-Finanzsystem. Noch laufen fast alle internationalen Finanztransaktionen über New York. Schritt für Schritt soll die chinesische Währung den Dollar im globalen Handel ersetzen. Der Handel zwischen China, Russland und den anderen Brics-Staaten ist diesem Ziel schon sehr nah (mehr hier).

Derzeit laufen 75 Prozent des bilateralen Handels zwischen China und Russland in Dollar. Doch in der vergangenen Woche vereinbarten die Zentralbanken der beiden Staaten einen Währungs-Swap, berichtet Itar-Tass. Sobald sie den Handel auf Yuan oder Rubel umstellen, brauchen die Unternehmen dafür keine Dollar mehr. Auch mit anderen Staaten sind umfangreiche Währungs-Swaps geplant.

Dies ist ein Angriff auf den Dollar. Denn dessen Wert beruht heute vor allem darauf, dass er im globalen Handel verwendet wird. Wenn die Nachfrage nach der ungedeckten US-Währung fällt und ihr Wert signifikant sinkt, dann kann dies im schlimmsten Fall zu einem kompletten Vertrauensverlust und zur Hyperinflation führen. Die USA haben diese Abwendung der Welt vom Dollar selbst mitverursacht, indem sie über Jahrzehnte ihre Macht über das Finanzsystem missbraucht haben (mehr hier).

Auch Chinas militärische Macht wächst. Das Land ist der zweitgrößte Waffenkäufer der Welt hinter den USA. Seine Militärausgaben lagen im vergangenen Jahr bei 139,2 Milliarden Dollar, berichtete Bloomberg. Das ist doppelt so viel Russland mit 68,9 Milliarden Dollar, aber weniger als ein Viertel dessen, was die USA für Rüstung ausgaben (582,4 Milliarden Dollar). Bis zum Jahr 2015 sollen Chinas Militärausgaben auf 159,6 Milliarden Dollar anwachsen. Das ist deutlich mehr als Großbritannien, Frankreich und Deutschland zusammen ausgeben.

Chinas Schwachstelle sind die Probleme im eigenen Finanzsystem mit einer riesigen Schuldenblase. Zwar lag die Staatsschuldenquote im vergangenen Jahr laut Trading Economics nur bei 22,4 Prozent und das Haushaltsdefizit bei nur 2,1 Prozent. Doch der chinesische Markt für Unternehmens-Anleihen ist heute der größte der Welt. Er hat einen Umfang von 14,2 Billionen Dollar. Dies entspricht 151 Prozent des chinesischen BIP.

Diese Entwicklung ist gefährlich. Die Zahl der Firmen, deren Verbindlichkeiten doppelt so hoch sind wie ihr Kapital, ist seit der globalen Finanzkrise 2007 massiv angestiegen. Börsennotierte nicht-finanzielle Unternehmen mit einer Schulden zu Kapital-Quote über 200 Prozent sind um 68 Prozent angestiegen, berichtet Bloomberg. Die faulen Kredite erreichen Rekordstände. Zahlreiche Pleiten sind unausweichlich.

Zudem steigt auf dem chinesischen Immobilien-Markt die Sorge vor einem Crash. Denn zum ersten Mal seit zwei Jahren fallen die Preise für Wohneigentum. Beobachter fürchten globale Schockwellen, wenn die Blase platzt (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...