Finanzen

US-Druck gefährdet den Markt für Schweizer Privatbanken

Lesezeit: 1 min
21.08.2014 00:33
Das Privatkundengeschäft für Schweizer Banken lohnt sich nicht mehr. Jede dritte Privatbank schreibt einer KPMG-Studie zufolge bereits rote Zahlen. Grund dafür sei der Druck aus dem Ausland, der den Banken das lukrative Geschäft mit den Steuerhinterziehern verdorben habe.
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Die Betreuung von reichen Kunden wirft für die Schweizer Geldhäuser so wenig ab wie nie zuvor. Die Eigenkapitalrendite der Privatbanken setzte den Abwärtstrend 2013 fort und fiel auf durchschnittlich 3,3 Prozent, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Beratungsfirma KPMG hervorgeht. Vor der Finanzkrise erreichte die Branche noch über 13 Prozent.

Doch inzwischen schreibt mehr als jede dritte der in der Studie untersuchten 94 Banken rote Zahlen - ebenfalls ein Rekordwert. "Wie lange erdulden die Aktionäre noch jedes Jahr Verluste?", fragte KPMG-Experte Christian Hintermann.

Der Druck ausländischer Regierungen auf Steuerhinterzieher hat den Schweizer Vermögensverwaltern das einst beschauliche und hochprofitable Geschäft verdorben. Steuerhinterzieher pflegten als Kunden weniger auf Gebühren und Kosten zu achten und wechselten weniger häufig die Bank, da sie fürchteten, entdeckt zu werden.

Kunden mit versteuerten Geldern hingegen vergleichen die Angebote der Banken gründlicher, sodass der Konkurrenzdruck inzwischen spürbar zugenommen hat. Auf der anderen Seite gelingt es den Instituten nicht, die Kosten zu senken.

Hohe Kosten verursachten 2013 etwa der Steuerstreit mit den USA (mehr dazu hier). Die Amerikaner werfen den Schweizer Banken vor, jahrelang unversteuerte US-Gelder verwaltet zu haben. Institute, die bereit sind, ihre US-Geschäfte offenzulegen und Bußen von bis zu 50 Prozent der versteckten Gelder zu bezahlen, kommen um weitere Ermittlungen und Gerichtsverfahren herum. Für Strafen und Rechtskosten wurden bisher insgesamt rund 740 Millionen Euro beiseitegelegt. Dies dürfte KPMG zufolge bei weitem nicht ausreichen. Einige Geldhäuser seien sogar in ihrer Existenz bedroht. „Wir erwarten, dass einige Banken Probleme bekommen, weil sie nicht genügend Eigenkapital haben, um die US-Buße zu bezahlen“, erklärte Hintermann.

Ein Ausweg für die Besitzer ist ein Verkauf. Wenn die Amerikaner in den nächsten Monaten die Höhe der Strafen festlegen, dürfte die Konsolidierung unter den Privatbanken weiter Fahrt aufnehmen. „Wir erwarten eine Beschleunigung über die nächsten zwölf bis 18 Monate, sodass die Anzahl der Spieler sicher sinken wird“, prognostizierte der KPMG-Experte. Alleine in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres wechselten neun Privatbanken oder Teile davon den Besitzer. Die betroffenen Kundenvermögen entsprechen fast zehn Prozent der von den untersuchten Banken insgesamt verwalteten 1,4 Billionen Franken. Nicht Teil der Studie waren die Großbanken UBS und Credit Suisse sowie Genfer Banken wie Pictet oder Lombard Odier.


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