Russland will einen weiteren Hilfskonvoi für die Ukraine auf den Weg schicken. Über das Vorhaben sei das Nachbarland bereits informiert worden, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag vor Journalisten in Moskau. „Die humanitäre Lage verbessert sich nicht, sondern wird schlimmer.“ Eine Vereinbarung über die Hilfslieferung solle in den kommenden Tagen getroffen werden.
In der vergangenen Woche war ein Konvoi aus rund 220 Lastwagen ohne Zustimmung der Regierung in Kiew über die Grenze gefahren (mehr hier). Die Fahrzeuge hatten nach Darstellung Russlands Hilfsgüter wie Wasser oder Babynahrung geladen. Der Schritt stieß in der Ukraine, im Westen und bei den Vereinten Nationen auf Kritik. Die USA drohten Russland mit Konsequenzen, wenn die Lastwagen nicht umgehend das Land wieder verließen. Nach Erkenntnissen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fuhren die letzten Lastwagen schließlich am Samstag nach Russland zurück.
Russland sei bereit, jede Form der Diplomatie zu nutzen, um den Konflikt in der Ukraine zu beenden, sagte Lawrow vor einem für Dienstag geplantes Treffen der beiden Präsidenten Wladimir Putin und Petro Poroschenko in Minsk. Bis eine Einigung erzielt worden sei, sei seiner Regierung jedes Format für Gespräche recht. Das Ziel Russlands sei es, dass die verfeindeten Gruppen in der Ukraine untereinander eine Lösung fänden. Er hoffe, dass bei der Zusammenkunft am Dienstag Einigkeit über weitere Hilfen für die Bevölkerung gefunden werde.
In der Ukraine sind nach Angaben regierungsnaher Milizen Dutzende Panzerwagen über die russische Grenze in den Südosten des Landes vorgedrungen. Die Kolonne bestehe aus rund 50 Fahrzeugen, sagte ein Milizkommandeur. Sie hätten die Grenze nahe der Stadt Nowoasowsk überquert, die meisten seien auf dem Weg in den Ort Mariupol. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte kam es nahe Nowoasowsk zu Gefechten mit Regierungstruppen. Grenzschützer hätten die Kolonne kurz vor der Stadt aufgehalten. Nowoasowsk und Mariupol liegen kurz hinter der russischen Grenze am Asowschen Meer, an das im Süden die Krim grenzt und das mit dem Schwarzen Meer verbunden ist.
In der Ostukraine liefern sich die Armee und prorussische Separatisten seit Monaten heftige Kämpfe. Seit April sind dabei nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als 2000 Menschen getötet worden. Zuletzt hatte Russland gegen den Willen der Regierung in Kiew einen Hilfskonvoi in die Ukraine geschickt, wo prorussische Rebellen die Städte Luhansk und Donezk unter Kontrolle haben. Luhansk liegt rund 120 und Donezk gut 200 Kilometer nördlich von Nowoasowsk.