Ukrainische Armee und Separatisten liefern sich in der Ostukraine erneut schwere Gefechte. Die Separatisten hätten den von Regierungseinheiten besetzten Flughafen von Donezk unter Beschuss genommen, berichteten Medien aus der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik am Donnerstag.
„Wir haben zwei Angriffsringe um den Flughafen gezogen - den Soldaten bleibt nur, zu kapitulieren oder zu sterben“, sagte der Separatistenführer Wladimir Kononow laut dpa. Bereits Ende Mai hatten die militanten Gruppen eine Großoffensive auf den Airport gestartet. Dabei waren mehr als 50 Separatisten ums Leben gekommen.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko flog unterdessen zum Nato-Gipfel nach Wales ab. Das teilte die Kanzlei des Staatschefs in Kiew mit. Poroschenko wolle bei dem Treffen auch über seine Verhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin berichten, hieß es. Die beiden Präsidenten sprachen zuletzt über eine Feuerpause und über Wege zum Frieden in der Ostukraine.
Neben dem Flughafen und der Stadt Donezk wurde am Mittwoch das Büro des ukrainischen Fußball-Meisters Schachtjor Donezk angegriffen. Nach Angaben des Clubs sei es von „bewaffneten Männern“ besetzt worden. Die Umstände der Geschehnisse würden derzeit untersucht, teilte der Champions-League-Teilnehmer mit. Die Donbass Arena, Stadion von Schachtjor, wurde im August beschädigt. Auf dem Trainingsgelände des Clubs schlugen am Samstag zwei Granaten ein. Schachtjor trägt seine Heimspiele in dieser Saison in der westukrainischen Stadt Lwiw aus.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow betonte am Donnerstag erneut, dass Moskau zu „praktischen Schritten der Deeskalation“ bereit sei. Vorrangig sei aber, dass die Regierung in Kiew direkte Gespräche mit den Separatisten führe, sagte Lawrow in Moskau.
Die Kämpfe haben bereits rund 260.000 Menschen in die Flucht getrieben, so UN-Angaben. Damit habe sich ihre Zahl innerhalb von drei Wochen verdoppelt, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag in Genf mit. Die Organisation sei zudem besorgt, dass es wegen der anhaltenden Kämpfe um Donezk und Luhansk zu weiteren Fluchtbewegungen in einem großen Ausmaß komme, sagte UNHCR-Europachef Vincent Cochetel.
Ein Augenzeuge, Christian Wehrschütz vom öffentlich-rechtlichen ORF, beschreibt die dramatische Situation in Donezk als eine Kulturschande für die ukrainische Armee, und auch eine Schande für Europa, da zu den Vorgängen schweigt.