Deutschland

Blockupy in Frankfurt: Verletzte bei Demonstration vor EZB-Neubau

Lesezeit: 2 min
23.11.2014 12:32
Bei einer Demo gegen die Euro-Politik und die EZB ist es am Samstag in Frankfurt zu schweren Ausschreitungen gekommen. Demonstranten hatten die Bauzäune für das neue EZB-Hauptquartier überwunden, wurden von der Polizei jedoch wieder zurückgedrängt. Der Neubau kostet die Steuerzahler mehr als eine Milliarde Euro und wird damit wesentlich teurer als geplant.
Blockupy in Frankfurt: Verletzte bei Demonstration vor EZB-Neubau

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten de Protestbewegung Blockupy und der Polizei am neuen EZB-Gebäude in Frankfurt hat es am Samstag auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Die Polizei meldete neun verletzte Beamte, die Demonstranten sprachen von etwa 20 Verletzte in ihren Reihen. Die Polizei ginge gegen die Protestanten vor, als Demonstranten den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Farbbeuteln und Steinen bewarfen. Rund 80 Aktivisten waren über Bauzäune geklettert und so auf das Gelände gelangt.

Beamte seien zudem durch Tritte und Schläge angegriffen worden, sagte ein Polizeisprecher. Daraufhin habe es einen gezielten Einsatz von Pfefferspray gegeben. Nach einigen Minuten verließen die Aktivisten das Gelände laut Polizei wieder. Die Veranstalter sprachen von bis zu 3000 Teilnehmern, die Polizei zählte rund 2000 Demonstranten.

Diese hatten sich zunächst an der Paulskirche versammelt und gegen das «Krisenmanagement» in Europa demonstriert. Anschließend ging der Demonstrationszug zum neuen EZB-Gebäude, das gerade bezogen wird. Die Demo stand unter dem Motto «Umzug zur neuen EZB - wir packen mit an!».

Für die offizielle Eröffnung des EZB-Neubaus am 18. März kommenden Jahres kündigte Blockupy weitere Aktionen an.

Die Kosten für den neuen EZB-Wolkenkratzer in Frankfurt liegen 350 Millionen höher als geplante. Zudem wird der 185 Meter hohe Bau für seinen Zweck viel zu klein sein, wenn er Ende 2014 eröffnet wird.

Der neue Hauptsitz der EZB wird den Steuerzahler 1,15 Milliarden Euro kosten, berichtet das WSJ. Ursprünglich hatte man mit Kosten von 850 Millionen Euro geplant. Zudem rechnete man vor zehn Jahren nicht damit, dass die EZB im November 2014 die Bankenaufsicht in der Eurozone übernehmen wird.

„In der Planungsphase des neuen Hauptquartiers, die 2001 begann, konnten wir nicht vorhersehen, dass die EZB eine große Behörde mit 1.000 neuen Angestellten von Grund auf wird aufbauen müssen und diese neue Funktion als Bankenaufsicht ausfüllen muss“, sagte eine Sprecherin der EZB.

Die Zentralbank prüfe nun, wo die neue Behörde zur Bankenaufsicht der Eurozone untergebracht werden könne, so die Sprecherin. Die EZB hat derzeit Büros im Japan Center Frankfurt im Bankenviertel der Stadt gemietet.

Der neue EZB-Bau besteht aus zwei spiralförmigen Glastürmen, die durch eine Halle verbunden sind. Er befindet sich in Frankfurt Ostend, vier Kilometer vom Bankenviertel entfernt. In seiner Ausführung widerspricht der Milliardenbau eigentlich dem Stadtentwicklungsplan. Auch Denkmalschutz-Richtlinien wurden ignoriert (mehr hier).

Aus der obersten Etage des EZB-Wolkenkratzers wird man auf das Frankfurter Bankenviertel blicken können, wo die größten deutschen Banken sitzen. Hier wird sich der EZB-Gouverneursrat zweimal im Monat treffen.

Die Kosten für den EZB-Bau in Milliardenhöhe sind in Deutschland bisher kaum kritisiert worden. Dabei ist der EZB-Bau etwa doppelt so teuer wie das Berliner Stadtschloss, das derzeit im Zentrum Berlins wiederaufgebaut wird (mehr hier).

Der Think Tank Open Europe weist auf die Ironie der Geschichte hin: Während die EZB von den Staaten im Süden Europas fordert, ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten, explodieren die Kosten beim eigenen Hauptquartier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Smallcap-Aktien: Lohnt sich ein Investment?
29.03.2024

Nebenwerte sind derzeit relativ gering bewertet und könnten von Zinssenkungen profitieren. Macht ein Einstieg Sinn für risikobereite...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manche Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...