Finanzen

Börse: Dax büßt Gewinne zum Handelsschluss ein

Lesezeit: 2 min
06.01.2015 18:29
Der Dax kann zunächst zulegen, aber die Amerikaner spielen nicht mit und sorgen zum Handelsschluss wieder für Ernüchterung. Der Ölpreis fällt weiter - solange das so bleibt, dürften sich die Aktienmärkte nicht nachhaltig erholen.
Börse: Dax büßt Gewinne zum Handelsschluss ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Absturz der Ölpreise hat auch am Dienstag die Anleger an den internationalen Finanzmärkten stark verunsichert. Die Investoren sähen darin einen Krisenindikator für die schwächelnde Weltwirtschaft, sagte NordLB-Analyst Tobias Basse. Kurz vor Handelsschluss an den europäischen Aktienbörsen beschleunigten die Preise für Nordseeöl und US-Leichtöl wieder ihre Talfahrt. Dies drückte auch die Aktienkurse weltweit in den Keller. Zwar konnte der Dax mit 9469,66 Punkten sein Vortagesniveau behaupten. Doch hatte er zuvor noch bis zu 1,6 Prozent im Plus gelegen, nachdem er am Montag drei Prozent verloren hatte. Der EuroStoxx50 und die Kurse in London, Zürich und New York rutschten noch stärker ab.

An den Ölmärkten gab es für die Preise keine Verschnaufpause: Das für die globalen Märkte richtungsweisende Nordseeöl der Sorte Brent verlor bis zum Dax-Handelsschluss in der Spitze 3,7 Prozent auf 51,16 Dollar je Barrel (159 Liter), US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um bis zu 4,3 Prozent auf 47,89 Dollar. Beide Sorten sind damit so billig wie zuletzt im Frühjahr 2009, als die Finanzkrise die Märkte fest im Griff hatte. Im späteren Handel setzten sie ihre Talfahrt fort - Brent fiel erstmals seit Anfang Mai 2009 unter 51 Dollar.

Vor allem der Bruch der 50-Dollar-Marke beim WTI am Vorabend löste auch bei Brent weitere Verkäufe aus. „Ein reichliches Ölangebot setzt die Preise weiterhin unter Druck“, stellte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch fest. Schätzungen der großen Energieagenturen zufolge belaufe sich das Überangebot am globalen Ölmarkt im ersten Halbjahr 2015 auf etwa 1,5 Millionen Fässer täglich. Für eine Einschränkung des Angebotes gebe es keine Anhaltspunkte. Händler vermuten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann auch Brent unter 50 Dollar rutscht.

Die Verunsicherung traf vor allem auch die Wall Street. Just zur Schlussauktion im Frankfurter Xetra-Handel beschleunigten Dow-Jones - und S&P500 ihre Talfahrt, was schließlich auch den zuvor noch leicht im Plus liegenden Dax ins Minus drückte. Der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 3007,91 Zähler. Dow-Jones - und S&P500 und lagen zum Handelsschluss in Europa je 0,8 Prozent niedriger.

Die Gemeinschaftswährung Euro konnte sich zwar bei rund 1,19 Dollar knapp behaupten. Doch halten viele es nur für eine Frage der Zeit, wann sie ihre Talfahrt wieder aufnehmen und das am Vortag gestreifte Neun-Jahres-Tief von 1,1860 erreichen wird. Denn für den Euro sieht es Börsianern zufolge düster aus: Schließlich dürften die fallenden Ölpreise die Inflationserwartungen im Währungsraum weiter drücken und Gegenmaßnahmen der EZB - wie Ankäufe von Staatsanleihen wahrscheinlicher machen, sagten Händler. Schon jetzt rechnen viele damit, dass die Währungshüter bei ihrer ersten Sitzung am 22. Januar Einzelheiten zu den seit langem erwarteten Maßnahmen bekanntgeben werden.

Sinken die Inflationserwartungen, droht dem Währungsraum nach Einschätzung von Analysten eine dauerhafte Deflation - eine Spirale aus sinkenden Preisen und rückläufigen Investitionen. Ein für die EZB-Geldpolitik sehr wichtiges Inflationsbarometer, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward sank bereits auf ein Rekordtief. Zudem macht die Debatte um ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone der Gemeinschaftswährung zu schaffen. Sollte der Euro sich bis Ende der Woche nicht erholen können, halten Händler Kursabschläge von bis auf 1,15 Dollar oder sogar darunter für möglich.

Auf der Suche nach sicheren Häfen steuerten Anleger vor allem zehnjährige Bundesanleihen an. Die Kurse stiegen um bis zu 72 Ticks auf 105,24 Zähler, was im Gegenzug die Rendite auf ein Rekordtief von 0,442 Prozent drückte. Bei Anleihen mit Laufzeiten von fünf und zwei Jahren müssen die Anleger bereits dem Bund Geld dafür geben, dass sie ihm einen Kredit einräumen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...