Deutschland und die Türkei wollen nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel verstärkt gegen radikale Islamisten vorgehen. Dazu zähle auch eine enge Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Staaten, sagte Merkel am Montag nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu.
Sie nahm die Türkei gegen den Vorwurf in Schutz, das Land habe nicht entschieden genug gegen westeuropäische Dschihadisten gehandelt, die über die Türkei nach Syrien ausreisen, um dort die Extremisten-Miliz IS zu unterstützen. „Die Türkei ist im Kampf gegen Terrorismus ein Verbündeter“, sagte Merkel. Beide vereinbarten Regierungssprecher Steffen Seibert zufolge, künftig regelmäßige deutsch-türkische Regierungskonsultationen abzuhalten.
Davutoğlu sagte, seine Regierung habe zwischen 1500 und 2000 potenzielle IS-Kämpfer aus europäischen Ländern wieder in ihre Herkunftsländer abgeschoben. „Jeden Hinweis bewerten wir, die Nachrichtendienste arbeiten zusammen.“ Angesichts von 35 Millionen Touristen könne die Türkei aber nicht alle Reisenden als potenzielle Terroristen ansehen.
Davutoğlu wies eine Mitverantwortung der Türkei für die Flucht der mutmaßlichen Komplizin des Geiselnehmers von Paris zurück. Diese sei über Madrid nach Istanbul und dann weiter nach Syrien gereist. Auch Spanien werde deshalb keine Schuld zugewiesen, sagte Davutoğlu.
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Kritik westlicher Geheimdienste gegeben, dass die Türkei nicht allen Hinweisen auf die Durchreise von IS-Sympathisanten nachgehe, sondern die IS-Miliz anfangs sogar unterstützt habe. Dies habe sich aber geändert, hieß es in Sicherheitskreisen. Davutoğlu bestritt jede Hilfe für den IS.