Politik

Finanz-Behörden wollen Fingerabdrücke und IP-Adressen der Steuerzahler

Lesezeit: 1 min
28.05.2015 01:24
In Österreich wird offenbar geprobt, wie weit die Eingriffsrechte der Finanz-Behörden in die Privatsphäre der Bürger gehen sollen. Der neue Gesetzesentwurf sieht vor, dass Fingerabdrücke und IP-Adressen an die Finanzämter herausgegeben werden müssen. Das Modell dürfte früher oder später in der EU allgemein praktiziert werden.
Finanz-Behörden wollen Fingerabdrücke und IP-Adressen der Steuerzahler

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Während in Österreich noch der Streit über die Abschaffung des Bank-Geheimnisses tobt, hat die Wiener Zeitung Die Presse ein noch viel brisanteres Details herausgefunden, das zeigt, wie weit die Überwachung der Steuerbürger künftig gehen wird. Demnach sollen die Steuerzahler auch gezwungen werden können, auf dem Finanzamt einen Fingerabdruck abzugeben, wenn die Behörden bei „bedeutenden Finanzvergehen“ annehmen, dass die „Beschuldigten“ „Spuren hinterlassen haben“.

Besonders fies: Die österreichische Regierung will die Bürger in die Irre führen und spricht im Gesetz bewusst nie vom Fingerabdruck, sondern verwendet den absolut unüblichen Begriff der „Papillarlinienabdrücke“.

Die Ermächtigung zum Erfassen eines Fingerabdrucks geht deutlich über das hinaus, was die österreichischen Finanzbehörden derzeit in einem Finanzstrafverfahren machen dürfen – sie dürfen einen Beschuldigten maximal fotografieren, „soweit dies zur Identitätsfeststellung erforderlich ist“.

Auch E-Mails werden künftig in Österreich von den Finanzbehörden angezapft können. Mobiltelefon- und Internetanbieter sollen nach einer Verhandlung „die IP-Adresse zu einer bestimmten Nachricht und den Zeitpunkt ihrer Übermittlung“ bekannt geben müssen und darüber hinaus „Name und Anschrift eines Benutzers, dem eine IP-Adresse zu einem bestimmten Zeitpunkt zugewiesen war“, bekanntgeben.

Diese Maßnahmen zeigen, dass Schulden-Staaten im fortgeschrittenen Stadium ihre Grenzen gerade mit den Möglichkeiten der digitalen Technologien immer weiter ausreizen, um die Steuern einzutreiben. Es ist davon auszugehen, dass Österreich in der EU eine gewisse Vorreiter-Rolle spielt: Wegen des Hypo Alpe Adria-Skandals kämpft das Land gegen erhebliche Löcher im Haushalt. Es ist daher naheliegend, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, wie Steuern schneller und effizienter eingetrieben werden können.

Die Bürger geraten in diesem Fall unter Generalverdacht und sollen sich wie Verbrecher fühlen. Auf diesem Weg können zusätzliche Steuern auch von Bürgern eingetrieben werden, die aus Angst vor der vollständigen Durchleuchtung es nicht mehr wagen, eine andere Auffassung als die Finanzbehörden zu vertreten. Sollte sich diese Haltung beim Bürger durchsetzen, würde den Behörden das Eintreiben der Steuern wesentlich erleichtert.

Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang, dass dort, wo wirklich Milliarden zu holen wären, weder auf EU-Ebene noch auch nationaler Ebene gehandelt wird: Die Steuergestaltung der internationalen Konzerne bliebt in Europa ein Tabu, wie die aktuelle Entwicklung um den Luxemburger Steuervermeidungs-Skandal zeigt. 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...

DWN
Politik
Politik Vom Kriegsrisiko bis zur politischen Krise: Chameneis Erbe und Irans Zukunft
16.04.2024

Die politische Landschaft des Irans ist geprägt von Unsicherheit und potenziellen Umwälzungen. Während sich die Diskussionen über die...

DWN
Politik
Politik Eskalation im Nahen Osten: Israel plant wohl Antwort auf iranischen Drohnenangriff
16.04.2024

Die Spannungen im Nahen Osten spitzen sich zu, nachdem der Iran Israel mit Raketen attackiert hat. Welche Optionen hat Israel? Wie reagiert...

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Politik
Politik Ampel-Regierung bringt Reform des Klimaschutzgesetzes und Solarpaket auf den Weg
15.04.2024

Mehr Solarkraft und neue Leitlinien beim Klimaschutz: SPD, Grüne und FDP haben sich auf eine Reform des umstrittenen Klimaschutzgesetzes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Marktflaute bei E-Autos: Tesla plant massiven Stellenabbau
15.04.2024

Nach Jahren des schnellen Wachstums hat sich Markt für Elektroautos deutlich abgekühlt. Nun will Tesla-Chef Elon Musk im großen Stil...