Politik

Griechenland: EU wird „Geldtöpfe finden“, um den IWF zu bezahlen

Lesezeit: 2 min
29.05.2015 10:46
Die Verhandlungen um Griechenland sind auf einem guten Weg: Der Ökonom Nouriel Roubini erwartet, dass demnächst „Geldtöpfe gefunden werden“, mit denen der IWF-Kredit bezahlt werden kann. Der IWF plaudert zur Illustration noch ein wenig von der Staatspleite und dem Ende des Euro – woraus man schließen kann, dass die Einigung unmittelbar bevorsteht.
Griechenland: EU wird „Geldtöpfe finden“, um den IWF zu bezahlen

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Der Poker um Griechenland ist in seine Endphase eingetreten. In Dresden beraten die G7-Finanzminister und zahlreiche Berater, die offenbar auf Steuerzahler-Kosten eingeflogen wurden, wie die Griechenland-Krise zu lösen ist. Erste Papiere kursieren, die darauf hindeuten, dass es weitergeht wie bisher – die EU gibt neue Kredite, die griechische Regierung gibt neue Versprechen. Die griechische Bevölkerung bleibt außen vor. Um das Finanzsystem zu stabilisieren, wird der europäische Steuerzahler aktiviert. Zwar ist ein entsprechender Bericht der Welt dementiert worden, doch die Substanz des Artikels dürfte den Sachverhalt ziemlich präzise wiedergeben.

Eine Bemerkung, die die Entwicklung bestätigt, kommt von dem Ökonomen Nouriel Roubini, der in Dresden an einem Symposium von Nobelpreisträgern mit G7-Delegierten teilgenommen hat. Bei Bloomberg TV sagte Roubini: „Ich sehe, dass allgemein ein Sinn für konstruktive Verhandlungen herrscht, es bewegt sich in die richtige Richtung. Ich erwarte, dass im Juni die Geldtöpfe gefunden werden, um sicherzustellen, dass der IWF bezahlt wird.“

Auch der Yale-Ökonom Robert Shiller, der wie auch Mark Carney und Mario Draghi im schönen Dresden weilt, ist zuversichtlich. Er sagte Bloomberg TV: „Es ist, wie wenn zwei Leute Schach spielen. Ich gehe davon aus, dass der Streit in letzter Sekunde gelöst wird und Griechenland nicht pleitegeht.“

Für diese Annahme spricht auch die Aussage von IWF-Chefin Christine Lagarde. Sie sagte Reuters:

"Der Austritt Griechenlands ist eine Möglichkeit", sagte Fonds-Chefin Christine Lagarde der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe) laut Vorabbericht. Ein Grexit wäre nach ihren Worten "kein Spaziergang", würde aber "wohl nicht das Ende des Euro" bedeuten.

Hier sind die Nuancen interessant: Die FT schreibt:

“It’s a potential,” Christine Lagarde told the German newspaper Frankfurter Allgemeine Zeitung, adding that it would be “no stroll” but also that it would definitely not mean the end of the euro.

Der englischsprachige Dienst von Reuters schreibt:

Lagarde was quoted as saying by the Frankfurter Allgemeine Zeitung newspaper that a Greek exit from the euro zone was a possibility. She said such a step would "not be a walk in the park" but would "probably not" mean the end of the euro.

Was auch immer hinter dieser Mutation von „wahrscheinlich“ (Reuters) zu „definitiv“ (FT) steckt – die Tatsache, dass Lagarde ganz locker öffentlich über das Thema spricht, das für die EU-Politik und die Finanz-Eliten in den vergangenen Jahren ein absolutes Tabu war – nämlich das Auseinanderbrechen der Eurozone – ist ein sicheres Indiz dafür, dass genau diese Gefahr nicht mehr besteht.

Die Amerikaner hatten nämlich schon vor Monaten klargemacht, dass das aktuelle politische System Griechenlands wegen seiner strategischen Bedeutung für die Nato von den europäischen Steuerzahlern weiter zu finanzieren ist. Es wird nun allgemein erwartet, dass sich Angela Merkel, Francois Hollande und Alexis Tsipras in einer theatralischen Geste auf die Rettung der Euro-Rettung verständigen werden. Ein erstes Telefonat hat es dazu bereits am Donnerstag gegeben, wie Kathimerini meldet.


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