Politik

Demokraten bremsen Obamas Ambitionen bei Freihandel mit Asien

Lesezeit: 1 min
12.06.2015 23:18
Der amerikanische Kongress hat die Pläne von Präsident Obama für das Pazifik-Freihandelsabkommen vorübergehend gestoppt. Dennoch wird erwartet, dass sich Obama in Kürze durchsetzt und dann eine Art Verhandlungsvollmacht für das Abkommen bekommt.
Demokraten bremsen Obamas Ambitionen bei Freihandel mit Asien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-Kongress hat Präsident Barack Obama größere Spielräume beim Abschluss wichtiger Handelsabkommen vorerst verweigert und ihm damit eine herbe persönliche Niederlage beschert. Zwar stimmte das Repräsentantenhaus am Freitag mit 219 zu 211 knapp für das als «Fast Track» («Überholspur») bezeichnete Gesetz, das der Regierung in den kommenden sechs Jahren weitreichende Befugnisse in Handelsgesprächen einräumen soll. Der Kongress könnte damit später die Vertragswerke nur als Ganzes annehmen oder ablehnen, aber nicht mehr inhaltlich verändern.

Zugleich lehnte die Parlamentskammer mit der großen Mehrheit von 302 zu 126 Stimmen aber ein Gesetz über die Entschädigung von Personen ab, die wegen Freihandelsabkommen ihren Arbeitsplatz verlieren. Da der Senat beide Vorhaben zuvor verknüpft hatte, muss dort nun erneut über das gesamte Gesetzespaket verhandelt werden. Es wird erwartet, dass sich Obama am Ende durchsetzt. Die FT zitiert mehrere politische Beobachter in Washington, die davon ausgehen, dass Obama bald eine entsprechende Vollmacht für Verhandlungen bekommen wird.

Obama muss damit weiter um das wichtigste wirtschaftspolitische Vorhaben seiner zweiten Amtszeit bangen, nämlich den Abschluss des Handelsabkommens mit pazifischen Staaten (TPP). Der Abschluss des als TTIP bekannten Abkommens mit der EU wäre vermutlich nicht betroffen, da dieser nicht mehr in Obamas im Januar 2017 endende Amtszeit fallen dürfte. Obamas Sprecher Josh Earnest bezeichnete die Abstimmung als «gesetzgeberische Niederlage» des Präsidenten und sprach von «Verstrickungen» sowie einem «verfahrensrechtlichen Schlamassel».

Obama hatte mit einem überraschenden Besuch im Washingtoner Kapitol versucht, Freihandelsgegner beider Parteien auf seine Seite zu ziehen. Doch die demokratische Minderheitsführerin Nancy Pelosi, seine Parteikollegin, erteilte dem Präsidenten in einer Rede eine klare Abfuhr. Vor allem bei den Demokraten herrscht große Skepsis wegen der Vorhaben, weil sie ihrer Meinung nach amerikanischen Arbeitnehmern schaden und Umweltbedenken außer Acht lassen. Auch bei den sonst unternehmerfreundlichen Republikanern gibt es einige Gegner.

Bereits am Donnerstag rief Obama den republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, John Boehner, an, der ausnahmsweise auf Obamas Seite ist und den Abstimmungserfolg sichern sollte. Am Abend besuchte er dann ohne vorherige Ankündigung ein vom Kongress organisiertes Baseball-Spiel in Washington, um dort persönlich mit Abgeordneten sprechen zu können. Es kam in seiner Amtszeit nicht oft vor, dass Obama sich für ein Gesetz so sehr einsetzt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...