Politik

OSZE sieht deutliche Verschlechterung der Lage in der Ost-Ukraine

Lesezeit: 2 min
14.06.2015 01:31
Die OSZE ist besorgt über die Eskalation im Donbass. Offenbar werden immer stärker zivile Objekte unter Beschuss genommen. Es könnte sich um Provokationen der ukrainischen Armee oder des selbständig kämpfenden Rechten Sektors handeln. Die USA haben angekündigt, die Gangart zu verschärfen, sollte das Minsker Abkommen nicht halten.
OSZE sieht deutliche Verschlechterung der Lage in der Ost-Ukraine

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Kämpfe in der Ostukraine haben sich nach Einschätzung der OSZE erheblich verschärft. „Wir zählen immer mehr Brennpunkte“, sagte der Vizechef der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine, Alexander Hug, am Samstag der dpa. Es gebe „eine Eskalation“, Die Militärführung in Kiew berichtete am Samstag von mindestens sechs getöteten Soldaten. Die Rebellen warfen der Armee zuletzt rund 100 Verstöße gegen die vor vier Monaten beschlossene Waffenruhe vor.

Ein OSZE-Sprecher bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass es in der Ost-Ukraine eine verstärkte militärische Aktivität auf beiden Seiten gebe. Brüche der Waffenruhe seien immer häufiger und schwerer vorgekommen: „Unsere Einschätzung ist, dass sich das Spannungsniveau kontinuierlich erhöht hat und die Brüche der Waffenruhe immer häufiger und schwerer vorgekommen sind. Der erneute Einsatz von GRAD-Raketen und anderer Mehrfachraketenwerfer-Systeme gibt Anlass zur Sorg“, so die OSZE.

Die Kämpfe zwischen den Rebellen und ukrainischen Regierungstruppen fänden dabei zunehmend in bewohnten Gebieten statt, so Hug. Beide Konfliktparteien hätten zuletzt immer mehr Landminen gelegt, berichtete Hug. Sie verstießen zudem gegen das Minsker Abkommen vom 12. Februar, indem sie schwere Geschütze wieder im Frontgebiet in Stellung brächten, anstatt diese wie vereinbart abzuziehen. „Es gibt derzeit einen deutlichen Abwärtstrend.“ Diesen hat die OSZE nach Kampfregionen detailliert dokumentiert.

Besonders angespannt sei die Lage beim Flughafen nahe der von Rebellen gehaltenen Stadt Donezk. Die Rebellen warfen dem ukrainischen Militär unterdessen vor, ein Dorf bei Donezk unter Beschuss genommen zu haben. Dabei seien zwei Zivilisten verletzt worden. Auch rund um die strategische wichtige Hafenstadt Mariupol wird gekämpft. Weil bei schweren Gefechten eine Pipeline explodierte, ist die Stadt momentan ohne Gasversorgen. Weitere Ortschaften in der Nähe seien auch ohne Wasserversogung.

Die Regierung in Kiew behauptet immer wieder, dass die Rebellen die eigene Zivilbevölkerung unter Beschuss nehmen, um die Lage zu eskalieren. Militärbeobachter halten dies für äußerst unwahrscheinlich, weil es den Rebellen keinerlei Vorteile bringen würde, die eigene Bevölkerung zu beschießen, im Gegenteil: Die Rebellen brauchen die Unterstützung der lokalen Bevölkerung, um nicht in von der ukrainischen Armee gestellte Fallen zu laufen. Es ist eher denkbar, dass die ukrainische Armee oder aber der immer noch völlig unbehelligt agierende Rechte Sektor die Rebellen provozieren möchte, um eine Eskalation nachweisen zu können.

Die USA hatten erst vor wenigen Tagen im Falle weiterer Kämpfe Russland mit neuen Sanktionen gedroht. Die ukrainische Armee spricht von einer bevorstehenden Invasion der Russen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko beriet mit US-Vizepräsident Joe Biden bereits in einem Telefonat über weitere Schritte, sollte sich die Lage weiter verschlechtern. Poroschenko bat die USA wieder um militärische Hilfe für den Kampf gegen die Rebellen. Die Führung in Kiew hofft seit langem auf Waffenlieferungen des Westens. Russland kritisiert dies und sieht darin einen Beleg für ukrainische Pläne, den Donbass mit Gewalt zurückerobern zu wollen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...